Wien - Nach anhaltendem Widerstand von Ländern, rot-grüner Opposition und Mediaprint-Zeitungen gegen die so genannte Wasserkraftehe zwischen dem Verbund und dem deutschen Energieversorger E.ON, hat nunmehr Bundeskanzler Wolfgang Schüssel das Thema quasi zur Chefsache erklärt, wenn auch mit vielseitig interpretierbaren, vorsichtigen Worten.

In der TV-Pressestunde erklärte Schüssel, dass eine österreichische Stromlösung zwischen Verbundgesellschaft und Landesenergiegesellschaften "noch eine Chance" hätte, wobei auch eine Kooperation mit "großen europäischen Firmen nicht unmöglich" sei. Jedenfalls sei ein neuerlicher Anlauf für eine "österreichische Lösung" "ganz wichtig".

Beide Seiten sehen sich bestätigt

Prompt sahen beide Seiten eine Bestätigung ihrer entgegengesetzten Absichten. Der Verbund, der, wie berichtet, seine Wasserkraftwerke mit denen der E.ON in ein gemeinsames Unternehmen "European Hydro Power" einbringen will, an dem der Verbund 63 Prozent halten soll, sieht sich "voll auf Kurs", da Schüssel erklärt habe, die Entscheidungen der Gremien zu respektieren, wie ein Sprecher gegenüber dem STANDARD erklärte. Die E.ON-Kooperation betreffe nur die Produktionsseite, beim Vertrieb könne man mit den Ländern über alles reden, "wenn es eine partnerschaftliche Lösung ist".

Die Partnerunternehmen der EnergieAllianz - Landesenergiegesellschaften - sehen hingegen eine "historische Chance für eine österreichische Wasserkraftlösung". Auf dem europäischen Markt könne man nur durch einen "nationalen Schulterschluss" bestehen. SPÖ für Verbund Wasserkraft-Ehe mit Landesversorgern Die European Hydro Power (EHP), das geplante Wasserkraft-Joint-Venture zwischen Verbund und dem deutschen Energiekonzern E.ON, soll mit den österreichischen Landesversorgern statt mit E.ON verwirklicht werden, schlägt SPÖ-Vorsitzender Alfred Gusenbauer am Montag in einer Presseaussendung vor. Zuvor müsse die Regierung jedoch das "verschleppte betriebswirtschaftliche Problem" des Verbund lösen.

(APA/spu, Der Standard, Printausgabe, 04.02.2002)