Just eine Woche vor der Wahl des ORF-Führungsteams hat Klaus Pekarek laut über eine Privatisierung der Anstalt nachgedacht. Er bezeichnet sich als Freund Landeshauptmann Jörg Haiders, ist vom Land Kärnten in den Stiftungsrat nominiert und dessen Vorsitzender. Der Zeitpunkt kann kein Zufall sein, meinen Beobachter.

Generalmotto der Informationen vom Küniglberg in den Tagen zuvor: Die FPÖ finde sich in Monika Lindners geplantem Führungsteam zu wenig wieder. Weitrechtsausleger wie Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz wurden ins Spiel gebracht und offenbar von der Generalin nicht freudig genug aufgenommen. Zudem wehrten sich die ORF-Journalisten gegen einen Interventionsversuch von FP-Klubchef Peter Westenthaler, indem sie erstmals ein Telefonprotokoll darüber veröffentlichten.

Anlass der bis dato jüngsten Privatisierungsidee der FPÖ: Bei Ausbruch der Spitzelaffäre machten ORF-Journalisten ein "Interventionsbombardement" Westenthalers publik.

ORF-Chefin Monika Lindner verweist nun trocken auf das erst seit einem halben Jahr geltende neue ORF-Gesetz mit Umbau zur Stiftung und "qualitätsorientiertem Programmauftrag": "Die nunmehrigen Vorschläge verlassen diese Grundlinien der ORF-Reform." VP-Stiftungsrätin Helga Rabl-Stadler lehnte sie "bestürzt" ab. Betriebsratschef Heinz Fiedler zeigt sich über die Ideen für "Zerschlagung und Verscherbelung empört". Öffentlich-rechtlicher Auftrag und Shareholder-Value seien "unüberbrückbarer Gegensatz". Und der Redakteursrat findet "besonders bemerkenswert", dass für Pekarek "parteipolitische Begehrlichkeiten offenbar zur ,Realverfassung' gehören". (fid/DER STANDARD; Print-Ausgabe, 2./3. Februar 2002)