Geschlechterpolitik
Japans Umweltministerin wird neue Außenministerin
Kawaguchi übernimmt nach Tanaka als zweite Frau die Leitung des Außenressorts
Tokio - Die bisherige japanische Umweltministerin
Yoriko Kawaguchi wird neue Außenministerin. Wie ein
Regierungssprecher am Freitag bekannt gab, tritt die 61-Jährige die
Nachfolge von Makiko Tanaka an. Tanaka war zwei Tage zuvor wegen
eines Streits mit Spitzenbeamten ihres Ministeriums und
einflussreichen Kollegen ihrer Liberaldemokratischen Regierungspartei
LDP entlassen worden. Kawaguchi soll noch am Freitag offiziell zu
ihrer Nachfolgerin ernannt werden. Die 61-Jährige Kawaguchi ist eine von vier verbleibenden Frauen im
Kabinett von Regierungschef Junichiro Koizumi. Zuvor hatte die
frühere UNO-Flüchtlingskommissarin Sadako Ogata den Posten abgelehnt.
Kawaguchi war im Sommer vergangenen Jahres Japans Delegationsleiterin
bei den schwierigen Klimaschutz-Verhandlungen in Bonn gewesen. Dort
hatte sie ihrem Ruf als harte Verhandlungsführerin Ehre gemacht, als
sie nach dem Ausstieg der USA aus dem Kyoto-Protokoll geschickt
Japans Forderungen durchzusetzen vermochte.
Erste Außenministerin ohne Parlamentssitz
Die fließend Englisch sprechende Yale-Absolventin hatte 28 Jahre
im Handels- und Industrieministerium, zuletzt als Generaldirektorin
für globale Umweltfragen, sowie an der Botschaft in Washington
gedient. Später setzte sie sich als Direktorin bei Japans größter
Whiskey-Brennerei Suntory unter anderem für das Recycling von
Plastikflaschen ein, bevor sie im Jahr 2000 Umweltministerin wurde.
Die Mutter zweier Kinder übernimmt nach Tanaka als zweite Frau die
Leitung des Außenressorts und ist die erste Außenministerin ohne
Parlamentssitz.
Übernahme in schwieriger Zeit
Kawaguchi übernimmt das Amt in einer schwierigen Zeit. Wegen der
Machtkämpfe zwischen ihrer Vorgängerin Tanaka und den Spitzenbeamten
war die japanische Außenpolitik nach Einschätzung politischer
Beobachter in den vergangenen Monaten so gut wie gelähmt gewesen.
Innenpolitisch stellt sich die Frage, ob es Kawaguchi gelingt, den
durch die Entlassung der im Volk beliebten Tanaka erwarteten
Popularitätsverlust für das Kabinett von Regierungschef Koizumi
auszugleichen. Tanaka lag mit einem einflussreichen Vertreter ihrer
liberaldemokratischen Regierungspartei (LDP), Muneo Suzuki, im
Clinch, der sie öffentlich als notorische Lügnerin bezeichnet hatte.
Obwohl Tanaka zu den populärsten Kabinettsmitgliedern gehörte, hatte
sie sich die bürokratische Elite in ihrem Ministerium zum Feind
gemacht. Sie kündigte ein hartes Vorgehen gegen die Korruption in
ihrem Ministerium an, trat für härtere Verhandlungen mit Russland im
Streit um die Kurilen-Inseln ein und verhinderte schon lang geplante
Versetzungen.
Der Reformpolitiker Koizumi ist laut AnalytikerInnen auf eine hohe
Popularität angewiesen, um sich gegen seine innerparteilichen GegnerInnen
in der LDP weiterhin behaupten zu können. Neuer Umweltminister wird
der Abgeordnete Hiroshi Oki. (APA)