Bundeskanzler Gerhard Schröder räumte erstmals öffentlich ein, dass die deutsche Bundeswehr nicht in der Lage ist, die Führung der UN-Schutztruppe in Afghanistan zu übernehmen. In einem Interview sagte Schröder auf die Frage, was er Präsident Bush antworte, falls dieser beim Treffen in Washington wissen wolle, ob Deutschland diese Aufgabe übernehmen könne: "Ich glaube nicht, dass man von Deutschland mehr erwartet. Wir tun das, was wir können. Die Bundeswehr ist mitten in einem Reformprozess." Schröder argumentierte, die Bundeswehr sei mit 8000 Soldaten auf dem Balkan und mit 4000 Soldaten im Kampf gegen den Terror engagiert.Der US-Botschafter in Deutschland, Dan Coats, hatte zuvor erklärt, trotz der ablehnenden Haltung der Bundesregierung werde ein mögliches Oberkommando bei der Schröder-Visite angesprochen. Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye hatte zudem durch Äußerungen den Anschein erweckt, als ob Deutschland zur Übernahme der Führungsaufgabe von den Briten im März bereit sei. Frist verstrich Bei einem Treffen in Paris konnte die deutsche Regierung derweil die sieben anderen an der Finanzierung des europäischen Militärtransporters A 400 beteiligten EU-Staaten nicht von der Glaubwürdigkeit ihres Engagements überzeugen. Die sieben Partnerländer hatten Deutschland eine Frist bis Donnerstag gesetzt. Bis dahin soll die deutsche Regierung die Finanzierung der bestellten 73 Airbus-Maschinen klären. Berlin will einen Teil der Summe erst nächstes Jahr aufbringen, der Bundestag hat dabei die letzte Entscheidung über die Freigabe der Mittel. Nun werde diskutiert, wie das Projekt weiter-gebracht werden könne, sagte ein Vertreter des britischen Verteidigungsministeriums. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 1.2.2002)