Wien - "Wir sind gerade zurück vom East Pacific Ridge, einem Meeresgebiet östlich von Mexiko, wo wir die Lebensformen rund um die Tiefseevulkane erforschen", berichtet Meeresbiologin Monika Bright (Uni Wien) dem STANDARD, "diesmal habe ich zwei meiner Studentinnen mit dem U-Boot ,Alvin' tauchen lassen können."Bright selbst war schon oft unten, in 2500 Metern Tiefe, wo sich nach eineinhalb Stunden Abtauchzeit und für fünf Stunden Beobachtungszeit eine pittoreske Welt zeigt: Aus Spalten am Meeresboden ("hot vents") schießt eine kochend heiße Giftbrühe - Wasser mit Schwefelwasserstoffen und Schwermetallen - und nährt üppiges Leben, vor allem Bakterien, die "chemoautotrop" die Schwefelwasserstoffe als Energiequelle verwerten können. Baktierien ernähren "Oasen dse Lebens" Aber die Bakterien sind nicht allein, sie ernähren ganze "Oasen des Lebens in der Tiefsee", in der sich zwar wenige Arten, aber gewaltige Mengen von Individuen finden. Etwa Riesenröhrenwürmer (Riftia pachyptila), eine Art aquatischer Regenwurm, die von ihrem zehntelmillimeterkleinen Larvenstadium enorm rasch bis zu einer Länge von eineinhalb Metern heranwachsen können und um sich herum schützende Röhren bauen. Ausgewachsene Würmer haben kein Maul und keinen Darm. Stattdessen tragen sie in ihrem Inneren Bakterien, mit denen sie sich vergesellschaftet haben: Die Würmer schaffen über ihr Blut Schwefelwasserstoffe herbei, die Bakterien nähren davon sich und - als dauernd nachwachsendes Futter - ihre Wirte, das hat Bright früher schon mit aufgedeckt. "Von den Adulten weiß man recht viel" "Von den Adulten weiß man recht viel", erklärt die Forscherin ihren nächsten Schritt, "aber von den Larven wenig." Ihnen geben die Eltern keine Bakterien mit, sie müssen sie irgendwo finden. Gefördert vom Wissenschaftsfonds FWF und dem internationalen Verein "InterRidge", der den Österreicherinnen die Teilnahme an den teuren Tauchfahrten ermöglicht, will Bright klären, wie die Larven die Bakterien finden und aufnehmen und sich selbst dann verwandeln. "Wir haben beim letzten Tauchgang ,Baby-Fallen' unten platziert, Plastikstücke mit vielen Löchern, und hoffen, dass sich dort Larven ansiedeln, die wir nächstes Jahr bergen können." (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 1.2.2002)