Schröder und Hollein bei der Präsentation des Siegerpojektes des Albertinawettbewerbs am 24.April 2001: Hollein schlug vor, den Eingang auf die Bastei zu verlegen. |
Kunst
"Das Hollein-Projekt ist damit erledigt!"
Albertina-Neugestaltung: Direktor Schröder gibt Augustinerkeller-Chef Bitzinger Schuld am Scheitern - dieser dementiert
Wien - "Das Hollein-Projekt ist damit erledigt!"
Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder zeigte sich Donnerstag mittag deprimiert und entsetzt über die Umstände, die seiner Ansicht nach nun endgültig die vorgesehene
Neugestaltung der Albertina durch Hans Hollein zu Fall gebracht
haben: Nach langwierigen Verhandlungen stellte, so Schröder, der
Betreiber des in der Albertina und der Rampe befindlichen
"Augustinerkellers" ein für die Albertina unerfüllbares Ultimatum,
das soeben abgelaufen sei.
Objekt des Scheiterns: Ein finsterer Abstellraum
Konkret geht es um einen 25 Quadratmeter großen Abstellraum, der vom "Augustinerkeller" gemietet ist. Da das Hollein-Projekt die Bastei miteinbezieht und eine durch die
Bastei in die Höhe der Rampe führende Rolltreppe vorsieht, würde
dieser Raum unbedingt benötigt. Schröder: "Diese 25 Quadratmeter
Abstellräume gibt Herr Bitzinger (der Betreiber des
Augustinerkellers, Anm.) nur unter folgenden Bedingungen her: Es
kommt zu einer Erweiterung des Augustinerkellers, zu der wir 1,5
Millionen beitragen müssten, und zweitens verlangt er eine durchgehend komplette Glaswand zwischen Foyer und Augustinerkeller."
Schröder: Visitenkarte der Albertina kann nicht ein Stadtheuriger sein
Schröder habe dieses letzte Ultimatum Bitzingers verstreichen
lassen, da diese Forderungen für ihn vollkommen unerfüllbar wären.
"Das Schaufenster und die Visitenkarte der Albertina kann nicht ein
Stadtheuriger sein", meint der Albertina-Direktor. Da Josef Bitzinger
auch hoher Funktionär der Wirtschaftskammer sei (er ist u.a. Obmann
der Sektion Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer
Wien, Anm.) und die Bewilligung des Bauprojektes durch das
Bundesdenkmalamt ausdrücklich wegen des übergeordneten Interesses der
Stadt Wien erfolgt sei, "haben wir einen Punkt erreicht, wo ich
glaube, da hat auch die Wirtschaftskammer ein Problem", so Schröder.
"Lose-lose-Situation" erfordert Alternativprojekt
"Aus einer Win-win-Situation ist eine Lose-lose-Situation
geworden", meint Schröder, für den nicht nur das Hollein-Projekt
damit erledigt ist, sondern auch keines der anderen Projekte, die im
Rahmen eines geladenen Wettbewerbs entwickelt worden waren in Frage
kommt. "Wir müssen stattdessen ein Alternativprojekt realisieren,
nämlich einen Liftturm."
Bitzinger: "Meine Schuld ist es sicher nicht."
Mit Verwunderung hat Josef Bitzinger, Betreiber des
"Augustinerkellers" in der Rampe der Wiener Albertina, am Donnerstag
auf den Vorwurf reagiert, die geplante Neugestaltung der Albertina
durch Hans Hollein zu Fall gebracht zu haben. Seines Wissens seien
die Anwälte beider Seiten noch am Verhandeln, so Bitzinger.
Doch selbst wenn der Umbau gescheitert sei: "Meine Schuld ist es
sicher nicht."
Ästhetischen Anforderungen Schröders soll entsprochen werden
Bitzinger bezeichnet Schröders Vorwürfe als "Ungeheuerlichkeit". Schröder arbeite mit Untergriffen und Halbwahrheiten. Laut Bitzinger geht es nämlich gar nicht um den
Durchblick zum Augustinerkeller, sondern um eine Scheibe zwischen dem
Foyer und einer neuen Cafeteria, die er selbst betreiben wolle: "Ich
bin sogar bereit, sie von Hollein gestalten zu lassen, damit sie den
ästhetischen Anforderungen Schröders genügt."
Streitpunkt: Verspiegelung
Eine Einigung sei auch schon unmittelbar bevorgestanden, beteuerte
der Lokalbetreiber. Einziger Knackpunkt: Bitzinger wünscht sich
durchsichtiges Glas, Schröder bestehe auf Sichtschutz mittels
Spiegelscheibe. In diesem Punkt will Bitzinger nicht nachgeben, auch
wenn Schröder versuche, Druck zu machen: "Wenn er auf Verspiegelung
besteht, dann werden wir uns nicht finden."
"Zurückpfeifen"
Auch dass Schröder nun Bitzingers Wirtschaftskammer-Funktion ins
Spiel gebracht hat, macht den Augustinerkeller-Chef wütend. Schröder
habe einen "schlicht und ergreifend unvorstellbaren Brief" an
Wirtschaftskammer-Präsident Walter Nettig geschrieben, in dem er ihn
zum "Zurückpfeifen seines Sektionsobmann" aufgefordert habe.
"Schröder ist dabei, jedes Gesprächsklima zu vergiften", so die
Schlussfolgerung Bitzingers. (APA)