Post sperrt 648 Ämter bis Juli - Verordnung da - Postler: Post stirbt Verkehrsministerin Forstinger verlangt Nachverhandlungen, Post lehnt ab - Forstinger für schnellere Zustellung, für Post-Vorstand "unrealistisch und unwirtschaftlich" - TM Wien - Jetzt ist es "amtlich", oder doch wieder nicht? Die Österreichische Post AG wird bis 1. Juli 2002 österreichweit insgesamt 648 Postämter für immer zusperren. Zumindest für Post-Generaldirektor Anton Wais ist dies seit heute endgültig fix. Verkehrsministerin Monika Forstinger (F) hat am Donnerstag die seit zwei Jahren erwartet Universaldienstverordnung (UDVO) unterzeichnet. Mit dieser wird künftige die Mindestversorgung Österreichs mit Post-Dienstleistungen festgelegt. Die Umsetzung der Schließungspläne der Post sei damit möglich, sagte Post-Boss Wais am Donnerstag zur APA. Ministerin Forstinger sieht dies allerdings anders. Es habe eine Reihe von Resolutionen und Beschwerden von Seiten der Gemeinden gegeben. In all diesen Gemeinden müsse jetzt nachverhandelt werden, sagte Forstinger am Donnerstag vor Journalisten. Kritik an Zustellungs-Qualität Post-Generaldirektor Wais zeigte sich dazu heute freilich wenig bereit. In den vergangenen Monaten habe es das größte Konsultationsprogramm gegeben, das ein Unternehmen in Österreich je durchgeführt habe. "Wir haben mit allen Landeshauptleuten, 700 Bürgermeistern und 890 Mitarbeitern gesprochen, 9.000 Interviews geführt und 15.000 Briefe geschrieben, damit die Notwendigkeit der Zusammenlegungen durchgesprochen. Wir werden jetzt sicher nicht mit allen Gemeinden neu verhandeln". Die Post habe dem Eigentümer im Aufsichtsrat einen genauen Zeitplan zugesichert, so der Post-General. Wenn in mehreren Gemeinden die Verhandlungen neu aufgenommen werden, dürfen in den betroffenen Orten gemäß der Verordnung frühestens in drei Monaten Postämter geschlossen werden. In "einvernehmlichen Zusammenwirken" sollten alternative Lösungen ausgearbeitet werden heißt es in der Verordnung. Vorgesehen ist vor allem die Einrichtung von Post-Partnerschaften. Dabei übernehmen der Greißler, der Tourismusverband, das Lagerhaus oder die Gemeinde selber Aufgaben der Post. Dort, wo es keinen Post-Partner gibt, sollen Landzusteller die Post ersetzen. Kündigungen im Zuge von Postämterschließungen soll es, wie von der Post schon mehrmals betont, keine geben. Schwere Kritik übte Ministerin Forstinger am Donnerstag an der Qualität der Zustellung. Diese habe sich in letzter Zeit dramatisch verschlechtert und müsse nun deutlich verbessert werden. Die Post müsse "kunden-, service und bürgerorientierter" werden. Laut Universaldienstverordnung müssen spätestens ab 2004 95 Prozent aller Inlandsbriefe am ersten Werktag und 98 Prozent binnen zweier Werktage nach der Aufgabe zugestellt werden. Pakete sollen ab 2004 zu 90 Prozent binnen zwei Tagen nach Aufgabe ankommen. Fritz: Verordnung ist "Sterben der Post" Dies wiederum stößt auf heftige Ablehnung im Post-Vorstand. Diese Forderung sei "wirtschaftsfremd und unrealistisch". Angesichts der Auflage müsse die Post nun Investitionen tätigen, die darüber hinaus gingen, was bisher geplant sei. Das habe "dramatische Konsequenzen" für die Post, so Wais. Derzeit werden laut Forstinger in Österreich 80 bis 85 Prozent aller Postsendungen binnen einem Tag zugestellt. Als "Freibrief fürs Management" bezeichnete der oberste Postgewerkschafter, Gerhard Fritz, die Universaldienstverordnung. "Das ist der Beginn des Sterbens der Post. Ob der Universaldienst damit auf lange Sicht gesichert ist, ist fraglich", sagte Fritz am Donnerstag zur APA. Der christdemokratischer Postgewerkschafter Manfred Wiedner will für den Fall der Umsetzung der Schließungspläne einen Streik beantragen. Postgewerkschaftschef Fritz hält davon allerdings nichts. Die Gewerkschaft will jedoch bei ihrer nächsten Zentralausschuss-Sitzung übernächste Wochen über ihre weitere Vorgangsweise entscheiden. (APA)