International
Kämpfe um afghanische Provinzhauptstadt Gardes abgeebbt
Mindestens 61 Tote in zwei Tagen - Kämpfe behindern Impfaktion
Kabul/Washington - Nach zwei Tagen heftiger
Kämpfe um die Hauptstadt der afghanischen Provinz Paktia, Gardes, bei
denen mindestens 61 Menschen getötet wurden, hat sich am Freitag
wieder eine gespannte Ruhe über die Stadt gelegt. Die Einheiten des
paschtunischen Kriegsherrn Batsha Khan, der auf Seiten der
Interimsregierung in Kabul steht, hätten sich zurückgezogen,
erklärten Vertreter des Stadtrates. Geflohene Bewohner kehrten in
ihre Häuser zurück. Batsha Khan hatte sich trotz der Widerstände in
der Hauptstadt als Gouverneur der Provinz Paktia eingesetzt, was in
der vergangenen Woche von der Interimsregierung in Kabul bestätigt
wurde. Sein Bruder gehört der Regierung in Kabul an. Die Kämpfer Batsha Khans beschossen das Stadtzentrum am Donnerstag
mit Mörsergranaten. Die Truppen der Stadtregierung, der Shura, hatten
sich in einer historischen Festung der Stadt verschanzt. Ein Teil von
Batsha Khans Kämpfern drang am Mittwoch nach Gardes ein. Nach
Berichten durchsuchten sie Haus für Haus und nahmen 200 Einwohner
fest. Schwere Explosionen erschütterten die 20.000 Einwohner zählende
Stadt.
Batsha Khan wirft Mitgliedern der Shura vor, sie seien
Sympathisanten der Taliban und von Osama bin Ladens Organisation El
Kaida. Dies wird von der Shura zurückgewiesen. Diese beschuldigt
ihrerseits Batsha Khan, für den US-Luftangriff auf eine Delegation
der Stadt verantwortlich zu sein, die am 21. Dezember vergangenen
Jahres zur Amtseinführung von Ministerpräsident Hamid Karsai nach
Kabul reisen wollte. Dabei kamen zwölf Menschen ums Leben.
Zu den Kämpfen war es gekommen, weil einige Stammesführer in der
Paktia-Provinz die Ernennung von Gouverneur Sadran durch die
Übergangsregierung nicht anerkennen wollten. Außenminister Abdullah
sagte am Donnerstag auf dem Weltwirtschaftsforum in New York, der
Konflikt sei ein isoliertes Ereignis. Gleichwohl sei er symptomatisch
für das Land, in dem viele Einwohner bewaffnet sind. Die inneren
Kämpfe seien ein Problem, das gelöst werden müsse. "Dies ist nicht
nur eine Entscheidung für heute oder morgen", sagte Abdullah. (APA/AP/Reuters/dpa)