Argentinien
"Blonder Todesengel" aus Gefängnis entlassen
Argentinischer Ex-Offizier Astiz seit Dienstag auf freiem Fuß
Buenos Aires - Der als "blonder Todesengel" bekannte
argentinische Ex-Offizier Alfredo Astiz ist nach Medienberichten aus
der Haft entlassen worden. Der 51-Jährige, der als einer der
blutigsten Folterknechte der Militärdiktatur (1976-1983) gilt, hält
sich derzeit in einem Strandhaus an der Mar del Plata 400 Kilometer
südlich von Buenos Aires auf, wie der örtliche Fernsehsender "Todo
Noticias" am Mittwoch berichtete.
Auslieferung an Stockholm abgelehnt
Demnach ordnete der zuständige Richter die Freilassung des
Militärs am Dienstag an. Am Montag hatte die argentinische Regierung
ein Auslieferungsgesuch Stockholms abgelehnt, das Astiz wegen des
Verschwindens einer jungen Schwedin vor 25 Jahren zur Rechenschaft
ziehen wollte.
Justiz in Argentinien
Die Vertreterin eines Verbandes von Opfern der Diktatur erklärte, die Entlassung von Astiz zeige "einmal mehr,
dass die Justiz in Argentinien nicht funktioniert". Der Ex-General
war im Dezember festgenommen worden. Laut der Stockholmer Justiz
verschleppte ein Kommando des früheren Flottenkommandeurs im Jänner
1977 die 17-jährige Schwedin Dagmar Hagelin. Das Mädchen versuchte zu
fliehen und wurde dabei erschossen. Die Leiche wurde nie gefunden.
11.000 verschwundene Menschen während Diktatur in Argentinien
Astiz war bereits im Juli festgenommen, dann aber wieder
freigelassen worden, weil die argentinische Regierung zwei
Auslieferungsgesuche Italiens und Frankreichs ablehnte. Den Behörden
zufolge verschwanden während der Diktatur in Argentinien 11.000
Menschen. Menschenrechtsgruppen sprechen sogar von 30.000
Verschwundenen. (APA)