Isabella Reicher

Wien - Menschen im Kampf mit Objekten, von Musik angeleitet oder extremer körperlicher Belastung ausgesetzt: Der Begriff "Confrontation" schafft eine treffende Verbindungslinie von Carola Dertnigs schwierigem Fahrrad-transport ( Byketrouble , 1998) oder Erwin Wurms akrobatischen One Minute Sculptures (1997) bis zu Michaela Pöschls hartem Selbstversuch Der Schlaf der Vernunft (2000).

Das Videoprogramm "Confrontation" ist einer von sechs Teilen des aktuellen - vier VHS-Bänder oder sechs DVDs füllenden - Updates der Video Edition Austria, die die Medienwerkstatt Wien bereits 1994 veröffentlichte und die seither von zahlreichen Kultureinrichtungen und privaten Interessenten angekauft wurde.

Ein verdienstvolles Unternehmen: Zum einen macht die kompakte Sammlung heimische Produktionen aus den Bereichen Videokunst und -dokumentation einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich - und zwar potenziell jedem Haushalt mit Videorecorder. Zum anderen sollte gerade die erste Ausgabe auch der materiellen Vergänglichkeit der Bänder entgegenarbeiten - immerhin umfasste die Video Edition Austria , beginnend mit Peter Weibels The Endless Sandwich aus dem Jahr '69, einen Zeitraum von 25 Jahren. Der release 01 setzt die Archivierung relevanter Arbeiten nun bis in die Gegenwart fort. Am Prinzip der thematischen Kompilierung - im Unterschied zu einer rein chronologischen Aneinanderreihung - haben die Kuratorinnen Eva Brunner-Szabo, Gerda Lampalzer und Judith Wieser-Huber festgehalten. Für die Betrachterin hat das den Mehrwert einer eingebauten Führung durch ganz unterschiedliche Arbeiten, entlang formal oder thematisch nachvollziehbarer Schwerpunkte: Wie sie sich etwa rund um grafische Bilder ergeben, die entweder am Computer oder ganz einfach "analog", über Lichtreflexe auf einem Stoffmuster entstehen ( ME/ JU, Sabine & Markus Marte). Oder um unterschiedliche Bearbeitungsformen und Auseinandersetzungen mit Found-Footage-Material - also "gefundenen" Filmen oder Fotos -, die, je nachdem, satirische, analytische oder auch nostalgische Effekte zeitigen. Anhand des Gesamtprogramms - das im Übrigen mehr als achtundzwanzig Stunden dauert und neunzig Einzelarbeiten zeigt - werden, so die Kuratorinnen, dennoch spezifische Eigenheiten und Strömungen erkennbar: Produktionen aus den 90er-Jahren setzen etwa weniger auf technische Effekte als die Videokunst der 80er-Jahre, dafür wird derzeit wieder stärker mit aktionistischen Elementen gearbeitet. (DER STANDARD, Print, 31.01.2002)