76,5 Millionen Euro Schulden, die Marktentwicklung alles andere als zufriedenstellend - das italienische Internetunternehmen Matrix, eine Tochter der Olivetti-Telecom-Gruppe und Betreiber des Internetportals Virgilio, musste Maßnamen zur Kostenreduktion ergreifen. Rund die Hälfte der 309 Mitarbeiter, wurde beschlossen, müssen ihre Sessel räumen. Abfindungsmaßnamen wurden vorbereitet, die Mitarbeiter, wie das deutsche Online-Magazin Telepolis berichtet, "ironischerweise" in den Quake-Raum des Unternehemens bestellt. "Die Schönheit des Nachhausegeschicktwerdens" Anstatt sich jedoch mit den Kündigungen abzufinden traten die geschassten Tele-Worker der Gewerkschaft bei und riefen zum Streik auf. Unter dem Motto "Il bello die essere mandati a casa" ("Die Schönheit des Nachhausegeschicktwerdens") - das Unternehmen wirbt mit dem Slogan "Die Schönheit des Internets" - versammelte man sich am 24. Jänner in orangen Overalls in den Büros des ins Trudeln geratenen Unternehmens. Die Medien berichteten ausführlich über die Versammlung und auch andere Webfirmen sandten Unterstützungserklärungen. Die Online-Publikation Decoder führte eine Online-Umfrage über den weiteren Verlauf der Aktion durch. Das Zwischenergebnis:
  • Acht Prozent sprachen sich dafür aus, die Sache den Gewerkschaften zu überlassen;
  • 85 Prozent schlugen vor den italienischen Telekom-Chef mit Eiern zu bewerfen;
  • 16 Prozent wollten gar "alles kaputt hauen".
Wendepunkt oder Anachronismus? Zwar wird die Aktion den angekündigten Stellenabbau nicht verhindern können, seitens der Streikenden spricht man dennoch von einem Erfolg. Beobachter waren geteilter Meinung: Während die Einen einen neuen Anfang in den Arbeitnehmer-Arbeitgeberbeziehungen der Internet-Ökonomie erkennen wollten, sprachen andere von einem Anachronismus. Etwas weniger einfühlsam brachte es ein Kommentator im Forum von Telepolis, das über den Streik berichtete auf den Punkt: „Wen interressiert es schon, wenn Leute der "New-Economy" streiken? Wenn die Muellabfuhr streikt, dann hat man vielleicht ein Problem, aber wenn irgendeine daemliche Internetseite keine neuen Inhalte hat, dann geht man halt zur naechsten...“ (dx)