EU
Die meisten Beitrittsländer sind ärmer als die Armenhäuser der EU
Polen erreicht beim BIP pro Einwohner nicht einmal 40 Prozent des EU-Durchschnitts
Brüssel/Luxemburg - Die meisten Kandidatenländer für
einen Beitritt zur Europäischen Union sind noch deutlich ärmer als
die ärmsten Regionen der bestehenden 15er-Gemeinschaft. Polen etwa
erreicht beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Einwohner nicht einmal
40 Prozent des EU-Durchschnitts, wie das Europäische Statistikamt
Eurostat in Luxemburg am Dienstag teilte. Die französischen
Übersee-Besitzungen Reunion und Guyana sowie die griechische Region
Ipeiros als ärmste Gegenden der bestehenden EU schafften hingegen 51
Prozent.Neun der 13 Kandidatenländer liegen unter dem Niveau der schwächsten EU-Regionen
Insgesamt liegen neun der 13 Kandidatenländer nach den
Vergleichszahlen von 1999 bei ihrer Wirtschaftskraft unter dem Niveau
der schwächsten EU-Regionen. Ungarn liegt mit 50 Prozent relativ
dicht bei den EU-Armenhäusern. Die Wirtschaftskraft der baltischen
Staaten Estland, Litauen und Lettland, die ebenfalls als Kandidaten
für eine mögliche erste Beitrittsrunde bis zum Jahr 2004 gelten,
lagen mit 37 beziehungsweise 33 und 29 Prozent des durchschnittlichen
EU-BIP pro Kopf noch deutlich niedriger.
Am Ende der Messlatte lag Rumänien mit 23 Prozent. Die Türkei, mit
der trotz Kandidatenstatus noch nicht über einen Beitritt verhandelt
wird, erzielte 26 Prozent des EU-Durchschnitts. Bulgarien schaffte
zuletzt 27 Prozent. Polen lag bei 39 Prozent, die Slowakei bei 48
Prozent. Besser als die allerärmsten EU-Regionen standen im BIP-
Vergleich Zypern (85 Prozent), Slowenien (68 Prozent), Tschechien (59
Prozent) sowie Malta (55 Prozent) da.
Unterschiede zwischen reichsten und ärmsten EU-Regionen werden nach Erweiterung noch größer
Die Zahlen zeigen, dass sich die bestehenden Unterschiede zwischen
den reichsten und ärmsten Regionen in der EU nach der Erweiterung
noch weiter vergrößern werden. Die wirtschaftlich stärksten Gegenden
der EU erzielen ein BIP pro Kopf, das mehr als doppelt so hoch wie
der unionsweite Durchschnitt liegt: London lag zuletzt bei 242
Prozent, gefolgt von der belgischen Hauptstadtregion Brüssel (217
Prozent), Luxemburg (186 Prozent) und Hamburg mit 183 Prozent.
Die EU-Kommission will an diesem Mittwoch ihre Leitlinien für die
Schlussphase der Beitrittsverhandlungen vorstellen. Dabei geht es um
die schwierigen Bereiche der Landwirtschaft und der Regionalhilfen.(APA/dpa)