Halle - Der erste Sammelband der Koordinierungsstelle für Kulturgutverlust zu deutschen "Raubkunst"-Fällen ist am Dienstag in Halle vorgestellt worden. Das Buch sei mit Blick auf die historische Verantwortung Deutschlands entstanden, sagte Sachsen-Anhalts Kultusminister Gerd Harms. Die Koordinierungsstelle für Kulturverluste von Bund und Ländern arbeitet seit 1998 in Magdeburg. In dem Band sind 20 Fälle dokumentiert, in denen deutsche Kultureinrichtungen Kunstobjekte - meist Bilder - an die ehemaligen Besitzer oder deren Erben zurückgegeben haben. Beispielsweise sei das Bild "Knabe vor zwei stehenden und einem sitzenden Mädchen" (1918/19) des Expressionisten Otto Mueller (1874- 1930) vor drei Jahren von der Kunsthalle Emden an die Nachkommen des jüdischen Rechtsanwaltes Ismar Littmann zurückgegeben worden, hieß es. Ebenso konnten die in den USA lebenden Nachkommen des Eigentümers eines kostbaren Tora-Schildes aus dem Jüdischen Museum Franken in Fürth ermittelt werden. Das wichtigste Arbeitsmittel der Koordinierungsstelle ist eine Internet-Datenbank, die im April 2000 eingerichtet wurde. Sie verzeichnet rund 40.000 vermisste Kunstgegenstände, darunter etwa 12.000 Bilder. Etwa 1000 der angeführten Objekte gehören Privatpersonen. Zu den Aufgaben der Koordinierungsstelle gehört neben der Suche und Rückgabe von Kunstwerken, die die Nazis jüdischen Bürgern raubten, auch die Suche nach entwendeten Kunstwerken aus deutschen Museen. Die Stelle sucht ferner nach Kunstgütern, die sich Deutsche während des Krieges in anderen Länder angeeignet hatten. (APA)