Wirtschaft
Gründerrekord ist noch "kein Grund zum Jubeln"
KSV: Boom nur bei Kleinstfirmen
Wien - 27.000 Neugründungen sind für Österreich ein
Rekordergebnis, "doch noch ist kein Grund zum Jubeln", relativiert
der Geschäftsführer des Kreditschutzverbandes von 1870 (KSV),
Johannes Nejedlik, die jüngsten Jubelmeldungen der Wirtschaftskammer
Österreich (WKÖ). Der Gründerrekord im Jahr 2001 werde nur durch
Einzelunternehmen erreicht, bei protokollierten Firmen gebe es keinen
Anstieg, so der KSV-Chef am Montag bei einer Pressekonferenz. Die Anzahl der protokollierten Gründungen stagniert. Sie lag in
den vergangenen fünf Jahren stets zwischen 12.000 und 13.000
Unternehmen. Im Detail ging die Zahl der protokollierten
Neugründungen im Vorjahr sogar von 13.268 auf 12.969 Unternehmen
zurück. Zieht man von den Neugründungen die Löschungen aus dem
Firmenbuch ab, ging der Nettozuwachs von 1997 bis 2001 deutlich
zurück. Betrug der Nettozuwachs 1997 noch 6.420 Eintragungen, so lag
der vergleichbare Wert im "Gründungsrekordjahr" 2001 nur mehr bei
2233. Die Zahl der Löschungen hat sich, laut
KSV-Wirtschaftsdatenbank, von 1998 bis 2001 von 5.983 auf 10.736 fast
verdoppelt.
Personen- und Kapitalgesellschaften mehr Bedeutung als Einzelunternehmen
Der starke Anstieg der Löschungen sei aber nicht auf eine
Steigerung bei den Insolvenzen zurückzuführen, sagte Nejedlik. Die
Insolvenzzahl bei den eingetragenen Firmen betrug in den vergangenen
fünf Jahren jeweils rund 3.000 Fälle. Der KSV geht davon aus, dass
die Entscheidung des EuGH, die Mindestkörperschaft zu belassen, bei
vielen kleineren GmbH zu der Entscheidung geführt habe, aus dieser
Rechtsform auszuscheiden. Die GmbH verursache Fixkosten, die sich
nicht für jeden Betrieb rechnen.
Arbeitsmarktpolitisch haben Personen- und Kapitalgesellschaften
deutlich mehr Bedeutung als Einzelunternehmen, die zu 39 Prozent gar
keinen Beschäftigten und zu 38 Prozent einen bis drei Angestellte
haben.
Senkung der Lohnnebenkosten und Arbeitszeitflexibilisierung gefordert
Nach der vorliegenden KSV-Statistik haben von den 113.858
herangezogenen Einzelunternehmen 44.082 keinen und 42.946 einen bis
drei Mitarbeiter. Von den 34.031 Personengesellschaften haben 10.447
Firmen oder 31 Prozent keinen Mitarbeiter, von den 60.243
Kapitalgesellschaften haben 14.650 Firmen oder 24 Prozent keine
Angestellten.
Der KSV, so Nejedlik, begrüßt alle Maßnahmen, die es einem
Unternehmen erleichtern, Mitarbeiter aufzunehmen. Dazu gehören unter
anderem die Senkung der Lohnnebenkosten, Arbeitszeitflexibilisierung
und der Abbau von bürokratischen Hemmnissen.(APA)