In Wien wurde am Mittwochabend "Die Feile", eine "Freie Zeitung für Unfreie" präsentiert, die - so die Absichten des Redaktionsteams - zukünftig nicht nur der Wiener Obdachlosenzeitung "Augustin" beiliegen, sondern in sämtlichen Justizanstalten Österreichs kostenlos verteilt werden soll. In der Nullnummer erfährt der Leser etwa aus erster Hand, wie man seinen Körper im Gefängnis in Schuss halten kann.Anonyme Beiträge Für die "Feile" schreiben ausschließlich ehemalige oder noch im Vollzug befindliche Strafgefangene. Um sie vor allfälligen Repressalien zu schützen - nicht immer dürfte sich ihre Sicht der Dinge mit jener der betreffenden Anstaltsleitung decken -, erscheinen sämtliche Beiträge grundsätzlich anonym. Zu Stande kommen die Artikel entweder während so genannter Freigänge, aber auch Briefe an die Redaktion haben durchaus Abdruckchancen. 40.000 Stück Auflage Die "Feile" wird vorerst in einer Auflage von 40.000 Stück erhältlich sein. Ihrem Selbstverständnis nach will sie zunächst dem Informationsaustausch und der Unterhaltung von Häftlingen dienen, aber auch für "Leute von draußen" interessant sein. "Sie soll vor allem das Selbstbewusstsein der Häftlinge zeigen und fördern und das nach außen transportieren", meinte eine der Initiatorinnen von der Menschenrechtsvereinigung GEMMI bei der Präsentation. Die erste Ausgabe bietet neben Rechtstipps und einer Lebenshilfe-Kolummne unter anderem Erinnerungen einer ehemaligen Insassin der Frauenanstalt Schwarzau. Ein "marathonman", dem kein Ausgang zwecks Teilnahme an einem Silvesterlauf gewährt worden ist, erinnert sich an die Vorbereitung und die Teilnahme an seinem bisher letzten Langstreckeneinsatz. In weiterer Folge sollen auch Kontaktanzeigen Bestandteil des Blatts werden. (APA)