Bühne
Letztmalig Österreichische Theaterwoche in Paris
Widerstands-Motto beibehalten
Paris - Auch 2002 wird die Österreichische
Theaterwoche, die seit Anfang dieser Woche zum 15. Mal in Paris
stattfindet, nicht von Österreich, sondern vom französischen
Kulturministerium finanziert. Grund dafür war die Weigerung des
Kärntner Regisseurs und Übersetzers Heinz Schwarzinger, Veranstalter
der Theaterwoche in Paris und der französischen Theatertage in Wien,
nach der freiheitlichen Regierungsbeteiligung noch Subventionen von
Österreich entgegen zu nehmen.
Schwarzinger kündigte weiters an, dass diese 15. Ausgabe der
Theaterwoche auch die letzte sein werde: "Wir sind alle älter und etwas müde geworden, auch die
Schauspieler." Außerdem: "Es ist nicht die Aufgabe der französischen Behörden, das
österreichische Theater zu finanzieren, auch wenn sie es auch
weiterhin noch machen würden." Auf dem Programm bis zum 1. Februar
unter dem Motto "Theatre politique, theatre visionnaire" im "Theatre
de Poche Montparnasse" steht die Lesung von 15 Dramen
der österreichischen Autoren Alfred Bauer, Thomas Bernhard, Elias
Canetti, Ödön von Horvath, Franz Innerhofer, Elfriede Jelinek, Werner
Kofler, Oskar Kokoschka, Karl Kraus, Carl Merz und Helmut Qualtinger,
Felix Mitterer, Arthur Schnitzler, Werner Schwab, Jura Soyfer, Peter
Turrini.
Gewidmet wurde auch die diesjährige Ausgabe dem "Widerstand" gegen
die ÖVP-FPÖ-Regierungskoalition. "Die Übersetzer und Schauspieler,
die an diesen Lesungen teilnehmen, wollen damit ihre Weigerung
bezeugen, sich mit einer Koalition der Rechten mit der extremen
Rechten in Österreich abzufinden. Sie verurteilen durch das
politische Theater von gestern und heute die Mentalitäten, die eine
solche Regierung möglich gemacht haben und die - durch die
Verniedlichung dieser Situation - ganz Europa anzustecken drohen",
heißt es auf der Programmschrift der Theaterwoche wörtlich.
Am kommenden Montag wird die französische Schauspielerin Catherine
Dewitt im Rahmen der Theaterwoche das Drama "Scheibtruhe" des vor
wenigen Tagen verstorbenen Franz Innerhofer vorlesen. Bei dem Anlass
wird Schwarzinger in einer Rede an das Talent und die Persönlichkeit
des Autors erinnern. "Bis zum Ende der Theaterwoche werden wir nun
jeden Abend eine besondere Erklärung im Gedenken an Innerhofer
abgeben", betonte Schwarzinger.
Innerhofers "Scheibtruhe", die Geschichte einer österreichischen
Bäuerin, die in der Nähe des KZ von Mauthausen gelebt und gearbeitet
hat, wurde am 15. Jänner in der Übersetzung Schwarzingers im "Theatre
des 2 Rives" in Rouen (Normandie) mit Catherine Dewitt in der
Hauptrolle zum ersten Mal in Frankreich aufgeführt. Das Stück, dessen
Uraufführung 1992 in Graz stattfand, ist bis zum 2. Februar in Rouen
zu sehen.
An den Lesungen in Paris beteiligen sich außer Catherine Dewitt
auch die Schauspieler Feodor Atkine, Lucia Bensasson, Dominique
Boissel, Isabelle Candelier, Jean-Luc Debattice, Laurence Fevrier,
Yves Gerbaulet, Raphaelle Gitlis, Michel Hart, Sabine Haudepin,
Philippe Mercier, Roger Mirmont, Nicolas Pignon, Maud Rayer und
Didier Sauvegrain. (APA)