Wien - Jetzt ist die erste geplante Wiener Tariferhöhung aus dem Sack: Wiener Linien-Direktor Günther Grois hätte "lieber heute als morgen" eine Anpassung, erklärte er am Donnerstag. Tatsächlich umgesetzt wird die Erhöhung vermutlich zur Jahresmitte.Noch werden die tatsächlichen Preise diskutiert - aber beim Einzelfahrschein streben die Wiener Linie eine Angleichung an die Tarife vom Verkehrsverbund Ostregion (VOR) an: Demnach würde dann ein Einzelfahrschein von 1,3 auf 1,5 Euro (20,64 Schilling) erhöht. Zur Erinnerung: Im Zuge der Euro-Umstellung ist der Preis für den Einzelfahrschein leicht gesenkt worden - von 1,38 (19 Schilling) auf 1,3 Euro. Grois will allerdings auch die Preise nicht durchgehend gleich anheben, wie er im STANDARD-Gespräch erklärte: "Wir wollen die Stammkundenschaft weiter forcieren und die Zeitkarten eher geringer erhöhen." Ursache für die Erhöhung seien gestiegene Kosten, etwa durch verschärfte Sicherheitsbestimmungen. Finanzstadtrat Sepp Rieder (SP) bremst allerdings noch: "Die Erhöhung ist noch nicht fix", wurde in seinem Büro betont. Dies sei "ein Meinungsbildungsprozess" bei den Wiener Linien - deren Vorschlag müsse erst im Aufsichtsrat abgesegnet werden. Und im Nahverkehrsvertrag, den die Stadt mit den Wiener Linien abgeschlossen hat, sei festgeschrieben, dass Tariferhöhungen nur dann stattgegeben werden, wenn interne Rationalisierungsmaßnahmen ausgeschöpft wurden. Sturm der Entrüstung Der Sturm der Entrüstung blieb seitens der Opposition trotzdem nicht aus. Dies sei erst Anfang einer drastischen Gebührenerhöhung; ähnliches sei etwa auch noch bei den Müll- und Bädergebühren zu erwarten, hieß es unisono bei VP, FP und Grünen. "Statt Reformen anzudenken und durchzuführen erhöht die Wiener Stadtregierung lieber die Steuern und Tarife", protestierte etwa VP-Klubobmann Matthias Tschirf. Die Tariferhöhung bei den Wiener Linien sei "völlig inakzeptabel", erklärte FP-Klubobmann Hilmar Kabas, der auch einen "massiven Widerstand" ankündigte. Er forderte Intervallverdichtungen und Tarifsenkungen, was eine Erhöhung von Fahrgastvolumen und Einnahmen brächte. Dies sei eine "absolute rote Gebührenerhöhung" nach der "blau-schwarzen Belastungslawine", erklärte der Grüne Gemeinderat Martin Margulies. Auch der Grüne Klubobmann Christoph Chorherr hatte schon im Vorfeld "massiven Widerstand" gegen die Tariferhöhung angekündigt - schließlich seien etwa die Parkscheine seit ewigen Zeiten auf sechs Schilling picken geblieben - und wurden bei der Euroumstellung sogar noch billiger und kosten jetzt 40 Cent (5,5 Schilling). (frei, DER STANDARD Print-Ausgabe 25.1.2002)