Wien - Obwohl ein in Aussicht genommener namentlich nicht genannter Interessent an dem von der Bank Austria (BA) angebotenen 8,25-prozentigen Aktienpaket an der Oesterreichischen Kontrollbank (OeKB) im letzten Moment absprang, wird die BA ihr Ziel erreichen, bei der OeKB unter der 50-Prozent-Marke zu bleiben. Wie aus der Bank Austria verlautet, soll dieses Aktienpaket an die AVZ-Stiftung verkauft werden. Die aus der der Gemeinde Wien nahe stehenden Anteils-verwaltung Zentralsparkasse hervorgegangene AVZ-Stiftung verwaltet derzeit die AVZ-Anteile an der HypoVereinsbank (HVB) sowie die Bank-Austria-Anteile an den drei Regionalbanken Oberbank, Bank für Tirol und Vorarlberg sowie Bank für Kärnten und Steiermark. Über den Kaufpreis für das OeKB-Paket wurde nichts bekannt. Das Dilemma der Bank Austria begann mit dem Ausstieg des früheren BA-Aktionärs Westdeutsche Landesbank (WestLB) aus der OeKB. Die BA sagte ihrem ehemaligen Aktionär die Übernahme des zehnprozentigen OeKB-Aktienpakets zu und bot es dem Bankensyndikat anteilsmäßig an, dem außer ihr die Erste Bank, die Bawag-P.S.K., die RZB, die ÖVAG und die drei Regionalbanken angehören. Von dem Offert machten aber nur die Regionalbanken Gebrauch, die 1,75 Prozent übernahmen. Mit den verbliebenen 8,25 Prozent (die Transaktion wurde bisher noch nicht wirksam), wäre der Anteil der BA an der OeKB auf 57,40 Prozent gestiegen. Dies wollte die Bank Austria unter allen Umständen vermeiden, da sich daraus möglicherweise kartellrechtliche Probleme ergeben hätten. Außerdem wäre die Kontrollbank in der Bank-Austria-Bilanz zu konsolidieren gewesen, was wiederum zusätzliche Eigenmittel erfordert hätte. Durch den "Freundschaftsdienst" der AVZ-Stiftung ist die BA alle Sorgen mit den OeKB-Anteilen los und kann in Ruhe nach einem neuen Interessenten suchen. (Günter Baburek, DER STANDARD, Printausgabe 24.1.2002) ´