International
Heimkehr afghanischer Gefangener möglich
US-Vizeaußenminister: Nach Einvernahme durch US-Ermittler auf Kuba
Paris - Viele der Kriegsgefangenen aus Afghanistan
könnten nach ihrer Vernehmung durch US-Ermittler in ihre Heimatländer
zurückgeschickt werden, sagte US-Vizeaußenminister Richard Armitage
der französischen Zeitung "Le Monde". Es gebe aber noch keine
Entscheidung über das Schicksal der gefangenen Taliban- und
El-Kaida-Kämpfer, die auf dem US-Stützpunkt Guantanamo Bay auf Kuba
inhaftiert sind. Ihre Repatriierung sei eine Möglichkeit. Die Zeitung zitierte Armitage am Mittwoch mit den Worten: "Ich
habe das Gefühl, dass viele von ihnen in die Länder zurückgeschickt
werden, in denen sie vor ihrem Afghanistan-Aufenthalt lebten." Die
USA wollten aber sicher gehen, dass in diesen Ländern gegen sie
ermittelt werde.
US-Präsident George W. Bush hat sich vorbehalten, zumindest einige
der Gefangenen vor spezielle Militärtribunale zu stellen. Armitage
zufolge wollen die USA vor allem herausfinden, was die Inhaftierten
über weitere geplante Anschläge wüssten. Die USA sorgten für den
Sturz der radikal-islamischen Talibanregierung in Afghanistan, weil
diese die Auslieferung des El-Kaida-Chefs Osama bin Laden verweigert
hatte. Ihn machen die USA für die Anschläge vom 11. September
verantwortlich.
Bilder von gefesselten Gefangenen in Freiluftkäfigen, die
geschwärzte Brillen, Gehörschutz und Mundschutz trugen, hatten in
vielen Ländern Empörung hervorgerufen. Die mit den USA eng verbündete
deutsche Regierung hatte am Dienstag die Haftbedingungen auf dem
Marinestützpunkt kritisiert. Derzeit befinden sich dort 158
Gefangene. Die USA sehen die Männer nicht als Kriegsgefangene an,
deren Behandlung in den Genfer Konventionen geregelt ist. Armitage
zufolge werden die Inhaftierten dennoch nach den Genfer Regeln
behandelt. "Sie erhalten zum Beispiel medizinisch einwandfreie
Nahrung, die ihrem kulturellen Hintergrund angepasst ist. Sie
duschen, sie haben Schuhe und Kleidung, ihr Gesundheitszustand wird
überwacht", sagte er. "Ich zweifle nicht daran, dass man am Ende
erkennt, dass wir diese Leute human behandelt haben." (APA/Reuters)