Wirtschaft
Wirtschaftsforscher sehen 2002 weniger Inflation
Prognose: Europreisschub - Energie- und Nahrungsmittelpreise werden wieder nach unten drehen
Wien - Die österreichischen Wirtschaftsforschungsinstutite
IHS und Wifo rechnen im laufenden Jahr mit einem deutlichen Rückgang
der Verbraucherpreissteigerungen. In den aktuellen Prognosen geht das
Wifo von einer Inflationsrate für 2002 von 1,4 Prozent und das IHS
von 1,8 Prozent aus, und daran wird vorerst nicht gerüttelt. Die
höhere Einschätzung des Instituts für Höhere Studien ergibt daraus,
dass das Institut zusätzlich mit einem Viertel Prozentpunkt Inflation
rechnet, die sich aus der Euro-Umstellung und den damit verbundenen
Preisanpassungen an psychologische Schwellenpreise ergibt. Zusätzlich
erwartet das IHS einen zweiten Preisschub nach dem Auslaufen der
Phase der doppelten Währungsauszeichnung ab Anfang März. Wifo-Finanzexperte Wolfgang Pollan erwartet für 2002 eine "viel
niedrigere" Inflationsrate als im Jahr 2001, in dem sie von 2,3 auf
2,7 Prozent hochgeschnellt war: "Die Effekte, die für die hohen
Inflationsraten in den beiden letzten Jahren verantwortlich waren,
werden jetzt ins Gegenteil drehen", sagte Pollan heute, Dienstag, im
Gespräch mit der APA. Der Wifo-Experte geht davon aus, dass die
Rückgänge beim Rohölpreis und auch bei anderen Energiearten, die sich
schon im letzten Monat des Vorjahres abzeichneten, weiter gehen
werden.
Nahrungsmittelpreise sollten sinken
Als zweiten entscheidenden Punkt für eine geringere Preissteigerung
im laufenden Jahr nennt Pollan die Nahrungsmittelpreise, die im
Vorjahr durch BSE und die Maul- und Klauenseuche (MKS)
überdurchschnittlich erhöht waren. Auch hier sollte der Höhepunkt
überschritten und die Preisentwicklung ins Gegenteil drehen.
Desgleichen bei Saisonwaren, wie zum Beispiel bei Gemüse, dessen
Preise im Dezember deutlich nach oben drifteten. Hier erwartet Pollan
für heuer einen "normalen" Preisverlauf und nach zwei trockenen
Sommern auch wieder einen normalen Sommer.
Bei den Tarifen und Gebühren sollte zumindest von Seiten der
Bundesregierung heuer "wenig kommen", meint Pollan. Anders könnte es
hier bei den Gemeinden aussehen, Wien etwa habe bereits höhere
Parkgebühren und Verkehrsabgaben angekündigt. Auch die
Weitergabeeffekte, die sich durch den Rohölpreis und durch die
Euro-Umstellung bedingte Preiserhöhungen ergeben, werden sich laut
Pollan abflachen. Desgleich erwartet sich der Wifo-Experte für heuer
eine schwache Lohnentwicklung.
Psychologische Preisgestaltungen
Im Gegensatz zum Wifo erwartet IHS-Finanzexperte Christian
Helmenstein für 2002 einen zusätzlichen Preisschub aus der
Euroumstellung von bis zu einem Viertel Prozentpunkt. 37 Prozent des
Warenkorbes könnten von psychologischen Preisgestaltungen betroffen
sein. Bei einer Preissteigerung um 1 Prozent wirke sich das somit mit
einem Drittel Prozentpunkt auf die gesamte Steigerungsrate aus.
Aufgrund der unterschiedlichen Umrechnungskurse sei die Tendenz
bei der Festlegung von neuen psychologischen Preisen in den einzelnen
Euroländern aber heterogen. Für Österreich sieht Helmenstein sogar
die Chance, mit 0,0 bis 0,25 Prozentpunkten davonzukommen, während
etwa in Frankreich und Deutschland sich die Zeichen dafür mehrerten,
dass bei der Jännerinflationsrate auf Jahresbasis eine Drei vor dem
Komma stehen könnte, so Helmenstein.(APA)