Münster - Wissenschaftler der Universität Münster haben eine Methode zur Berechnung des Herzinfarkt-Risikos entwickelt. Das Modell addiert Risikopunkte unter Berücksichtigung komplexer Einflüsse wie Diabetes mellitus und Cholesterin und ordnet diese Faktoren einem Punktwert zu. Zur Ermittlung des Herzinfarktrisikos kann jeder einen Test im Internet absolvieren. Um eine Rangliste der Risikofaktoren zu erstellen untersuchte das Team unter der Leitung von Gerd Assmann seit 1977 rund 30.000 Personen in Westfalen und im nördlichen Ruhrgebiet. Das Modell wurde nun in der US-Zeitschrift "Circulation" vorgestellt. Das Modell zur Erkennung von Patienten mit einem erhöhten Herzinfarktrisiko berücksichtigt Einflussfaktoren wie LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin, Triglyzeride, Blutdruck, Lebensalter sowie Zigarettenrauchen und Herzinfarkte in der Familie. Für die Summe der daraus resultierenden Punkte kann in einer Tabelle das entsprechende Zehn-Jahres-Risiko für einen Herzinfarkt abgelesen werden. Laut Assmann lassen sich über 80 Prozent aller Herzinfarkte durch die Kombination der in dem Rechenmodell berücksichtigten klassischen Risikofaktoren, dem so genannten Globalrisiko, erklären. Als Hochrisiko-Patient gilt, wer ein geschätztes Herzinfarktrisiko von über 20 Prozent hat. Das heißt, jeder Fünfte mit einem solchen Globalrisiko erleidet ohne Intervention tatsächlich innerhalb von nur zehn Jahren einen Herzinfarkt. Das Punkte-System erlaubt es Ärzten und Patienten, direkt abzulesen, welcher der Risikofaktoren für das individuelle Risiko besonders entscheidend ist. Wie die vor 25 Jahren initiierte PROCAM-Studie gezeigt hat, sind auch jene mit einem Globalrisiko zwischen zehn und 20 Prozent gefährdeter einen Herzinfarkt zu erleiden als die meisten Gleichaltrigen. Bei den Befragten hatten zu Beginn der Studie rund 15 Prozent der Probanden eine solche Risikofaktorkonstellation. Jeder Siebte von ihnen erlitt in den nächsten zehn Jahren einen Herzinfarkt. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind für Patienten mit einem solchen erhöhten Risiko daher äußerst wichtig, betonte Assmann. Ziel der Berechnung sei es, die Vorbeugung für schwere Herzerkrankungen optimal zu verbessern. Der Test soll laut Assmann vor allem jenen Menschen nutzen, die bisher keine Herzprobleme hatten. Nach wie vor ist der Herzinfarkt die häufigste Todesursache in Europa. (pte)