International
Peking fordert Auslieferung von "Terroristen" aus Afghanistan
Vor Karsai-Besuch verlangt chinesisches Außenamt Überstellung von uigurischen Kämpfern
Peking - Die Volksrepublik China verlangt die
Auslieferung von in Afghanistan gefangenen "Terroristen",
die chinesische Staatsangehörige sind. Wie der Sprecher des
Außenministeriums, Sun Yuxi, am Dienstag in Peking erklärte, befänden
sich unter den Gefangenen auch chinesische Staatsbürger uigurischer
Volkszugehörigkeit. Die Regierung in Peking erwarte deren
Überstellung durch die "kompetenten Autoritäten" in Afghanistan. Bei den von den US-Streitkräften festgenommenen Männern handle es
sich um "terroristische Ostturkestan-Separatisten mit engen
Verbindungen zum internationalen Terrorismus", sagte der
Außenamtssprecher. Am Mittwoch wird der Chef der afghanischen
Interimsregierung, Hamid Karsai, zu Gesprächen mit der chinesischen
Regierung in Peking erwartet.
"Ostturkestanische Terroristen"
Die chinesische Regierung hatte am Montag ihre
Terrorismus-Vorwürfe gegen die moslemische Unabhängigkeitsbewegung
der Uiguren in der Nordwestregion Xinjiang (Sinkiang) bekräftigt.
"Ostturkestanische Terroristen" seien eng mit dem internationalen
Terrorismus und der Terrororganisation von Osama bin Laden verwoben,
stellte der chinesische Staatsrat in einem offiziellen Bericht fest.
Bin Laden habe sich mit zentral- und westasiatischen Terrorgruppen
zusammengetan, um den ostturkestanischen Terroristen zu helfen, einen
"Heiligen Krieg" in Xinjiang zu starten. Ziel sei ein theokratischer
Staat.
Der Regierungsbericht wurde von Diplomaten und Beobachtern als
Versuch Pekings gesehen, die Verfolgung von Unabhängigkeitskräften
in Xinjiang als Teil des internationalen Kampfes gegen Terroristen
darzustellen. US-Präsident George W. Bush, der Peking bereits davor
gewarnt hat, den Kampf gegen den Terrorismus als Vorwand für die
Verfolgung von Minderheiten zu missbrauchen, wird am 21. Februar in
der Volksrepublik erwartet. Nach den Terroranschlägen in den USA
vom 11. September hatte China erklärt, es schließe sich der
Anti-Terror-Koalition an und erwarte von den Amerikanern
"Unterstützung und Verständnis" für den Kampf gegen die
"Separatisten" in Xinjiang, in Tibet und Taiwan.
Vor der Machtübernahme der Kommunisten in Peking 1949 hatte es
während einer kurzen Phase eine faktisch unabhängige Republik
Ostturkestan in Xinjiang gegeben. In der Region mit mehrheitlich
nichtchinesischer moslemischer Bevölkerung haben fundamentalistische
und irredentistische Strömungen für Instabilität gesorgt. Neben dem
Turkvolk der Uiguren leben in Xinjiang auch Kirgisen, Kasachen und
Tadschiken - deren Landsleute in der früheren Sowjetunion heute über
eigene Staaten verfügen - unter chinesischer Herrschaft. (APA)