Brüssel - Der wegen Kindesmissbrauchs verurteilte Belgier Marc Dutroux hat in einem nicht genehmigten Interview zugegeben, zwei Mädchen eingesperrt zu haben, die später verhungerten. "Ich habe Julie und Melissa im Keller meines Hauses eingeschlossen", sagte er in einem Montag ausgestrahlten Interview des belgischen TV-Senders VTM. "Also bin ich nicht unschuldig. Ich habe An und Eefje im Keller meines Hauses eingeschlossen. Ich bin also nicht unschuldig, ich bin völlig schuldig" sagte er einem Reporter, der von dem belgischen Senator Jean-Marie Dedecker ohne Genehmigung des Justizministeriums ins Gefängnis gebracht worden war. VTM teilte nicht mit, ob Dutroux wusste, dass er mit einem Journalisten sprach. Dutroux wurde 1996 unter dem Vorwurf festgenommen, vier Mädchen entführt, gefoltert, vergewaltigt und ermordet zu haben. Zwei der Mädchen - die acht Jahre alten Julie und Melissa - waren im Keller seines Hauses verhungert. Dutroux hat die Schuld für deren Tod seiner zweiten Frau Michelle Martin gegeben. Das mehrfach verschobene Verfahren gegen ihn soll im kommenden Jahr beginnen. Dutroux war für die Vergewaltigung von fünf Mädchen zu 13 Jahren Haft verurteilt worden, von denen er drei Jahre verbüßte. Fehler der Polizei bei der Suche nach den entführten Mädchen und Gerüchte über verheimlichte Verbindungen Dutroux' zu einflussreichen Vertretern des öffentlichen Lebens hatten in Belgien zu massiven Protesten geführt. An Demonstrationszügen nahmen bis zu 250.000 Menschen teil. In dem Interview sagte Dutroux, es gebe zweifellos ein Netz mit kriminellen Verbindungen. "Ich stand im regelmäßigen Kontakt mit Menschen, die zu diesem Netz gehörten. Aber das Justizsystem will diesem Hinweis nicht nachgehen", sagte er. Der Vater der getöteten An, Paul Marchal, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, er sei über das Interview wütend. "Ich wollte es nicht mehr hören", sagte er. "Ich kann mir seine Stimme nicht mehr anhören. Es macht mich krank." Dutroux habe wenig Neues gesagt. Der liberale Senator Dedecker hatte den Journalisten als seinen Fahrer ausgegeben. Von seiner Partei erhielt er am Montag einen offiziellen Tadel und musste sich öffentlich entschuldigen. Eine Rücktritt lehnte er ab. "Ich glaube, alle haben überreagiert", sagte er. (APA/Reuters)