Leoben - Als "Gleichbehandlung von Ungleichen" kritisiert der Rektor der Montanuni Leoben, Wolfgang Pöhl, die Blockade von Infrastrukturmitteln für die Unis in Höhe von 56,5 Millionen Euro (777 Millionen S) durch den Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT).Der Rat will diese Mittel erst bei entsprechenden Reformfortschritten der Hochschulen freigeben. "Das frustriert jene, die ihre Hausaufgaben gemacht haben. Bei uns gibt es keine Doppelgleisigkeiten, ich finde das demütigend und falsch", ärgerte sich Pöhl am Montag. Die Rektorenkonferenz hat jüngst in einem Brief dem RFT vorgeworfen, die Innovation an den Unis zu blockieren. Der RFT verwies daraufhin auf die bereits freigegebene Milliarde Schilling an Sondermitteln. Pöhl sieht allerdings die Aufgabe des Forschungsrates weniger im Geldverteilen, "er sollte besser anspruchsvolle Ziele setzen". Er habe das Gefühl, "dass der Staat die Unis zunehmend aushöhlt" und sich auf ausgelagerte Forschungseinrichtungen wie Kompetenzzentren konzentriere. Doch eine Beteiligung an solchen Einrichtungen sei nicht für alle Fächer möglich. Pöhl: "Wehe dem, der nicht dort vertreten sein kann, der sieht dann kein Geld." Kritik gab es am Montag auch an der Hochschülerschaft (ÖH), die ein Gespräch mit Bildungsministerin Elisabeth Gehrer über die Unireform verweigert hat. Der Chef der bürgerlichen Aktionsgemeinschaft, Christoph Rohr, sprach von einer "Schmollwinkel-Mentalität". FP-Abgeordnete Sylvia Paphazy forderte die ÖH-Führung zum Rücktritt auf. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22. 1. 2002)