- eine konsequente Patentpolitik, die Patente so weit definiert, dass die Investitionen von Innovatoren geschützt werden, nicht aber die öffentlich finanzierten Vorleistungen dafür mit eingeschlossen werden;
- eine effektive Wettbewerbspolitik, damit Monopole über Wissen - siehe Microsoft - nicht dazu genutzt werden können, technologische Entwicklungen in eine, den privaten Interessen entsprechende Richtung gelenkt werden;
- sowie eine Industriepolitik, die auch dort, wo es unmöglich ist, aus Innovation privat verwertbare Vorteile zu erzielen, durch Förderungen Anreize für die Forschung setzt.
International
New Economy für den Alten Kontinent
Europa muss seinen Rückstand in der Informations- und Biotechnologie aufholen
Der große Hype um die New
Economy hat sich zwar etwas
gelegt, seit die Börsenkurve
der neuen, jungen Paradefirmen eher stark nach unten
ging. Dennoch bleibt der Begriff der New Economy eine
Leitlinie für die Wirtschaftspolitik im 21.
Jahrhundert: Er
impliziert, dass das wirtschaftliche Verhalten von Unternehmen, Konsumenten
und auch von Institutionen
sich durch neue Technologien
so stark verändert hat, dass ein
neues Paradigma des Wirt_schaftens eingeleitet wurde.Kerntechnologien
Karl Aiginger, Industrieexperte des Wirtschaftsforschungsinstituts, identifiziert
dabei vor allem zwei Querschnittstechnologien, deren
Einsatz die New Economy im
Kern konstituiert: die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) und die
Life Sciences, also im Wesentlichen die Biotechnologie.
Diese beiden "New-Economy-
Technologien", so Aiginger,
"werden in Zukunft die Wettbewerbsfähigkeit der Industrieländer definieren. Sie erweitern die Optionen von
Konsumenten und Firmen, sie
beeinflussen die Lebensqualität, sie verändern die Produktionsweisen und sie stellen
eine Herausforderung an die
gesellschaftliche Kohärenz
dar. Letztendlich bestimmen
sie den Wachstumspfad der
Wirtschaften."
Wachstumsimpuls
Ein transatlantischer Vergleich zeigt, dass die USA
praktisch bei allen relevanten
Indikatoren für die beiden
New-Economy-Technologien
einen deutlichen Vorsprung
gegenüber Europa aufweisen.
Der Anteil von IKT an der gesamtwirtschaftlichen Produktion wurde für die USA mit 8,7
Prozent berechnet, für Europa
um ein Drittel weniger. Nach
jüngsten Untersuchungen ist
der Impuls, der von den Technologien ausgeht, in den USA
für 0,8 bis einem Prozentpunkt des realen Wirtschaftswachstums verantwortlich.
Ein Drittel bis zu einem Viertel
des US-Wachstums ist also auf
den forcierten Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien zurückzuführen.
Vergebene Wachstumschance
Für Europa wird dieser
Wachstumseffekt hingegen
auf bloß 0,4 bis 0,5 Prozentpunkte geschätzt. Aiginger:
"Europa vergibt sich also wegen des Rückstands in der
Anwendung dieser Technologien eines potenziellen
Wachstumsschubs um einen
halben Prozentpunkt, was
beim langfristigen Trend von
2,5 Prozent immerhin einem
Fünftel des realen Wachstums
entspricht."
Aus dieser Sicht stellt die
Promotion von IKT und Life
Sciences die effizienteste
Wachstumspolitik dar, resümiert Aiginger. Es gebe keine
andere Politik, die den mittelfristigen Wachstumspfad einer Wirtschaft in ähnlicher
Weise anheben könne.
Größe zählt nicht
Dabei stellt die Größe von
Wirtschaften ein weit weniger
gewichtiges Argument für die
Entwicklung dieser Technologien dar als in den klassischen Produktionstechnologien. Gerade die kleinen europäischen Länder haben in den
New-Economy-Technologien
einen hohen, den USA durchaus vergleichbaren Standard
erreicht. Schweden und Finnland gehören zu
den weltweit führenden Nationen. Österreich gehört leider nicht zu den kleinen Ländern an der Spitze, es liegt im
europäischen Mittelfeld.
Für die EU stellt dieser Befund eine große Herausforderung dar. Die Promotion von
IKT und Life Sciences erfordere "einen extrem klugen Einsatz der Wirtschaftspolitik",
meint Aiginger und verweist
auf Arbeiten von Paul Geroski,
einem Ökonomen von der
London Business School. Es
gelte, die Produktion von Wissen (und seine möglichst rasche und ökonomische Einbettung in neue Produkte und
neue Prozesse) und seine
möglichst breite Anwendung
zu stimulieren und dabei die
Entstehung von Informationsmonopolen zu verhindern.
Gefordert sind dabei:
Gerade in wissensintensiven Industrien werden intelligente Förderkonzepte daher
weiter eine große Rolle spielen. (Johannes Steiner, DER STANDARD, Printausgabe 22.1.2002)