Mensch
Diskussion um Stammzellen-Import in Deutschland
Justizministerin Däubler-Gmelin dagegen - Forschungsministerin Bulmahn dafür
Berlin - Eineinhalb Wochen vor der Abstimmung im
Bundestag über den Import embryonaler Stammzellen haben die deutschen
Kabinettsmitglieder am Wochenende ihre Entscheidung bekannt gegeben.
Justizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) will gegen die Einfuhr
solcher Zellen stimmen; Forschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD)
bekräftigte dagegen ihre Unterstützung entsprechender
Forschungsprojekte. Derweil äußerte der Grünen-Rechtsexperte Volker
Beck erneut die Einschätzung, in der Grünen-Fraktion stoße Import und
Forschung auf "weitgehend einmütige Ablehnung". Däubler-Gmelin sagte der "Frankfurter Allgemeinen
Sonntagszeitung", sie werde einen Antrag unterstützen, der die
Verhinderung des Imports zum Ziel habe. Schwerwiegende ethische
Bedenken und mangelnde Argumente aus der Wissenschaft hätte sie zu
diesem Schritt bewogen. "Gerade die Überlegungen der
Verantwortungsethik sprechen gegen den Import", sagte sie. "In diesem
Sinne" werde sie abstimmen. Auch für importierte embryonale
Stammzellen seien Embryonen getötet worden. Da die Antragslage im
Bundestag derzeit verworren sei, wolle sie sich noch nicht auf eine
bestimmte Initiative festlegen.
Bulmahn stimmt dafür
Bulmahn kündigte dagegen in der "Leipziger Volkszeitung" an, sie
werde für den Antrag ihrer Parteifreundin Margot von Renesse stimmen.
Darin wird gefordert, den Import bereits bestehender Zelllinien aus
dem Ausland zu erlauben. Die Forschung an diesen Zellen müsse aber
strengen Anforderungen genügen, betonte Bulmahn. Beck nannte die
embyonale Stammzellenforschung in Berlin "ethisch verwerflich". Sie
stehe "verfassungsrechtlich im Konflikt mit der Menschenwürde und dem
Lebensschutz" und sei zudem "forschungspolitisch nicht
alternativlos".
Dagegen äußerte Thüringens Wissenschaftsministerin Dagmar
Schipanski (CDU) die Hoffnung, das der Bundestag für den Import
votieren werde. "Ich hoffe auf eine Entscheidung, die den Forschern
die Möglichkeit eröffnet, entscheidende neue Erkenntnisse gewinnen zu
können", sagte sie der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen
Zeitung". Nordrhein-Westfalens CDU-Chef Jürgen Rüttgers sprach sich
für den Import bestehender Stammzellenlinien aus, lehnte jedoch
zugleich die Einfuhr von Zellen ab, für die "neue Embryonen getötet
werden" müssten. Er empfehle insofern eine "teilweise Einschränkung",
sagte er im Deutschlandfunk. Bei der Abstimmung im Parlament am 30.
Jänner soll der Fraktionszwang aufgehoben werden. (APA)