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Foto: APA/Schneider
Wien - Als grandiose Gärtnerin Baumscheer in Michael Schottenbergs Inszenierung von Nestroys "Talisman" schickt sie derzeit fast obszöne Brunftschreie durch das Wiener Volkstheater. Immer wieder landet Erni Mangold im skurrilen Fach. Als "spezieller rarer Frauentyp" wurde die gebürtige Niederösterreicherin 1999 bei der Ernennung zur Kammerschauspielerin gewürdigt. Kommenden Samstag (26. Jänner) feiert die markante Charakterdarstellerin, die sowohl auf großen Bühnen als auch in der freien Szene zu Hause ist, ihren 75. Geburtstag. "Ich bin wie eine alte Indianerin oder ein Zirkuspferd. Stürz mich auf eine Rolle und schau dass ich's derpack", charakterisierte Mangold sich selbst einmal in einem Interview. Dabei wurden für sie sogar Rollen, ja Stücke geschrieben. Für Ungewöhnliches war sie immer wieder zu haben. So setzte die Schauspielerin 1990, als Mitglied der Kleinbühnenjury im Kunstministerium, noch vor dem großen Werner Schwab-Boom die Uraufführung seines ersten Stücks "Die Präsidentinnen" im Wiener Künstlerhaustheater durch und spielte auch mit. Seither gilt sie als "Schwab-Prägerin". Klassisches und "alternatives" Theater Mangold wurde am 26. Jänner 1927 in Großweikersdorf geboren. Nach der Ausbildung an der Wiener Schauspielschule Krauss spielte sie von 1946 bis 1956 im Wiener Theater in der Josefstadt und anschließend am Deutschen Schauspielhaus Hamburg unter Gustaf Gründgens. Es folgten weitere Engagements in Deutschland, der Schweiz und Österreich. Parallel dazu entdeckte Mangold, die unter anderem mit der Josef-Kainz-Medaille der Stadt Wien (1971) ausgezeichnet wurde, ihre Liebe zum "alternativen" Theater. So trat sie etwa in der Wiener "Kulisse" auf, ehe sie 1981 von Hans Gratzer an das Wiener Schauspielhaus geholt wurde. Zu ihren über 40 Arbeiten für Film und Fernsehen zählen unter anderem "Der Engel mit der Posaune" (1948), Peter Patzaks "Kassbach" (1979) oder Richard Linklaters "Before Sunrise" (1995). Im Vorjahr stand sie für Xaver Schwarzenbergs "Edelweiß" und die Literaturverfilmung "Blumen für Polt" vor der Kamera. Eine Institution wurde Mangold auch als Schauspielpädagogin. Fast zwei Jahrzehnte lang bildete sie den Nachwuchs am Wiener Max Reinhardt Seminar aus, wo sie ab 1974 - zwischen 1983 und 1995 als ordentliche Hochschulprofessorin unterrichtete und auch immer wieder Regie bei Studio-Aufführungen führte. Witz und Selbstironie sind der Künstlerin auch im Privatleben eigen. Auf die Frage "Welchen Lebenstraum wollen Sie sich noch erfüllen?" antwortete Mangold erst vor einigen Jahren in einem Fragebogen "Das Gretchen spielen". "Wer oder was möchten Sie im nächsten Leben sein?" - "Ist mir egal." (APA)