Zeit
"Dunkelster Teil der deutschen Geschichte"
Schröder nennt Konferenz-Protokoll ein "Dokument eines Zivilisationsbruchs"
Berlin - Zum 60. Jahrestag der Wannsee-Konferenz mit den
Nazi-Beschlüssen zum Massenmord an den Juden hat der deutsche
Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) aufgerufen, "diesen dunkelsten
Teil unserer Geschichte" anzunehmen". Die Konferenz verdeutliche die
ganze Perversion des Nazi-Systems, erklärte Schröder. Schröder nannte das erhaltene Konferenz-Protokoll ein "Dokument
eines Zivilisationsbruchs". Es zeige, dass die Ermordung der Juden
Europas nicht allein auf den mörderischen Willen eines Einzelnen an
der Spitze der Diktatur zurückzuführen sei. Dazu sei vielmehr eine
weit verzweigte und arbeitsteilige Organisation notwendig gewesen.
"Tausende von Deutschen waren bereit, sich an der massenhaften
Ermordung Unschuldiger zu beteiligen", erklärte der Kanzler. Viele
hätten dabei Befehlen gehorcht, viele seien aber auch durch
antisemitischen und rassistischen Hass beherrscht gewesen.
Die Erinnerung an diese Ereignisse müsse von Generation zu
Generation weiter gegeben werden. Dies müsse auch im wohl verstanden
deutschen Interesse geschehen. "Das heutige, europäische Deutschland
hat aus diesen Verbrechen vor allem eins gelernt, dass es nicht müde
werden darf zu wiederholen: "Nie wieder!", erklärte Schröder.
(APA/dpa)