Islamabad - Pakistans Präsident Pervez Musharraf hat sich eine Einmischung radikaler Moslems in seine Kaschmir-Politik verbeten. Solche außenpolitischen Themen müssten der Regierung überlassen bleiben, sagte Musharraf am Freitag vor islamischen Geistlichen. "Vertraut mir. Wir werden im Interesse Pakistans und der Hoffnungen des pakistanischen Volks handeln." US-Außenminister Colin Powell sagte nach einem Besuch in Indien und Pakistan, er sei sehr zuversichtlich, dass der Konflikt friedlich gelöst werden könne. Indiens Außenminister Jaswant Singh forderte erneut die Auslieferung von 20 Extremisten. Musharraf sagte den Geistlichen, er lehne "ultra-moderne", sehr stark am Westen orientierte Strömungen genauso ab wie radikale Moslems, die in Koranschulen nur Religion unterrichten wollten. "Wir wollen keine Verwestlichung Pakistans", sagte er. "Wir sollten den Mittelweg wählen." In den Moscheen im Land versammelten sich am Freitag erstmals nach Musharrafs Rede an die Nation vom Wochenende die Gläubigen zum traditionellen Freitagsgebet. Die Reaktionen auf seine Rede, in der er unter anderem fünf extremistische Moslem-Gruppen für illegal erklärt hatte, waren gedämpft. Rund 2000 Gläubige versammelten sich in einer Moschee in Karatschi, die im vergangenen Jahr Ausgangspunkt für gewalttätige Demonstrationen gegen die USA gewesen war. Am Freitag war kaum Polizei in der Nähe. "Wir können nicht gegen unseren eigenen Staat kämpfen, wir können nur auf bessere Zeiten warten", sagte ein 28-Jähriger, der Flugblätter verteilte, auf denen die Regierung kritisiert wurde. Andere Gläubige unterstützen Musharrafs Kurs. "Ich bin Moslem und kein Militanter. Musharraf hat das Richtige getan", sagte ein Mann. Ein anderer ging weiter: "Musharraf ist der wahre Jihadi (Heiliger Krieger). Er kämpft gegen die, die dem Islam einen schlechten Namen geben. Dies wird das Bild Pakistans und des Islam verbessern." US-Außenminister Powell sagte nach Gesprächen mit der indischen Regierung in Neu Delhi, er sei zuversichtlich, was eine friedliche Lösung des Konflikts angehe. "Wir haben eine Reihe von Ideen ausgetauscht, wie wir weiterkommen können." Aus Kreisen des US-Außenministeriums verlautete, Powell habe sein Ziel erreicht. Es sei recht geworden, dass Indien eine diplomatische Lösung suche, hieß es. Indiens Ministerpräsident Vajpayee habe anerkannt, was Musharraf getan habe, und gesagt, er gebe Pakistan Zeit. Powell war am Mittwoch zu Vermittlungsbemühungen im Kaschmir-Konflikt in der Region eingetroffen. Indien und Pakistan haben fast eine Million Soldaten an ihrer Grenze zusammengezogen. Auslöser der jüngsten Spannungen war ein Anschlag auf das indische Parlament Mitte Dezember, hinter dem Indien angeblich von Pakistan unterstützte kaschmirische Separatisten vermutet. Indien und Pakistan, die beide über Atomwaffen verfügen, haben bereits dreimal gegeneinander Krieg geführt, zweimal um Kaschmir. Singh stellte der pakistanischen Regierung eine Normalisierung der Beziehungen in Aussicht. Bedingung sei jedoch ein entschiedenes Vorgehen gegen die 20 Extremisten, unter denen auch die Drahtzieher des Anschlags in Neu Delhi seien. Musharraf hat die Auslieferung von Pakistanern ausgeschlossen, die Behandlung von Ausländern aber offen gelassen. Bisher nahmen die pakistanischen Behörden etwa 2000 mutmaßliche Moslem-Extremisten fest. In der Provinz Punjab schoss die pakistanische Armee nach Angaben der offiziellen Nachrichtenagentur APP ein unbemanntes indisches Spionageflugzeug ab. Das Flugzeug sei auf indischem Territorium abgestürzt, hieß es. (APA/Reuters)