Bremen - Bei der Fahndung nach dem Mörder der zehnjährigen Adelina aus Bremen sucht die Polizei nun nach Männern, die zur sexuellen Erregung Frauenkleider tragen. Der Grund dafür sind Kleidungsstücke, die nahe der Leiche Adelinas gefunden wurden. Sie sind nach Polizeiangaben vom Freitag die heißeste Spur im Rahmen der inzwischen mehr als sechs Monate währenden Ermittlungen. "Die Kleider müssen nicht, könnten aber der Schlüssel zur Lösung des Falles sein", sagte der Leiter der Sonderkommission, Werner Meyer. Möglicherweise Fetischist Bei den Kleidungsstücken in Kinder- und Damengrößen handelt es sich um die Reste von sechs Badeanzügen, eines durchsichtigen Bodys oder Kleides, einer Damen-Umstandsmiederhose und dreier Damenstrumpfhosen. Die Textilien waren in dem Wäldchen an verschiedenen Stellen rund zehn Zentimeter tief vergraben und unterschiedlich stark verrottet, als sie gefunden wurden. Sie dürften dort zu unterschiedlichen Zeitpunkten über einen Zeitraum von zehn Jahren abgelegt worden sein, schätzte Meyer. Bei dem Täter handelt es sich möglicherweise um einen Fetischisten, wie die Polizei erklärte. Vergrabenen Badeanzüge Die zwei augenscheinlich zuletzt vergrabenen Badeanzüge hatte die Polizei nur zwei Meter entfernt von der Leiche Adelinas bei den ersten Untersuchungen am Leichenfundort entdeckt. Unter anderem auf Grund dieses Fundes kamen Fallanalytiker zu dem Ergebnis, dass der Mörder des Mädchens ein transvestitischer Fetischist sein könnte. Angesichts der Menge der bei weiteren Grabungen im Dezember 2001 gefundenen Textilien sei "nicht von einem Zufall auszugehen", sagte Meyer. Bedeutsam sei auch, dass der blaue Rock bis heute verschwunden sei, mit dem Adelina zuletzt bekleidet war. Nun gelte es, denjenigen zu finden, der die Kleidungsstücke vergrub. Dieser Mann müsse eine besondere Beziehung zu dem Wäldchen gehabt und sich dort häufig aufgehalten haben. Fetischisten benutzen nach Polizeiangaben gegenständliche Objekte, um sich sexuell zu erregen und zu stimulieren. Transvestitische Fetischisten tragen danach die Kleidung des anderen Geschlechts und haben den starken Drang, die Kleidung nach erlangter Befriedigung abzulegen. Wie viele Menschen zu dieser Sexualpraktik neigen, sei nicht bekannt, sagte Meyer. "Das ist eine absolut heimliche Szene." "Aktenzeichen XY ... ungelöst" Adelina war Ende Juni 2001 verschwunden. Anfang Oktober fand eine Pilzsammlerin ihre Leiche in einem Wäldchen nahe Bremen. Die Polizei geht von einem Sexualmord aus, der allerdings an einem anderen Ort verübt worden sein muss. Etwa eine Stunde nach dem Tod des Mädchens verstaute der Mörder die Leiche nach rechtsmedizinischen Erkenntnissen in dem Plastiksack und brachte sie in das Wäldchen. Hinweise auf den möglichen Täter erhofft sich die Sonderkommission von erneuten Befragungen in der Gemeinde, zu der das Wäldchen gehört. Außerdem setzt sie auf das Fernsehen. Am Freitag präsentiert sie ihre Funde und Fragen in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst". Insgesamt überprüft die Polizei derzeit 1.253 Hinweise. 1.117 davon sind abgearbeitet. In dem Mordfall wurden bisher 282 Sexualstraftäter ergebnislos überprüft.(APA)