Wien - "Mir reicht es. Das sind doch alles nur Ausreden." Wenn Mariahilfs Bezirksvorsteherin Renate Kaufmann (SP) über die Mariahilfer Straße zum Nachbarn schaut, wird sie grantig: "Dieses zögerliche hin und her mache ich nicht mehr mit", schnaubt sie dann über die Demarkationslinie, die in der Mitte von Wiens umsatzkräftigster Shoppingmeile verläuft, hinweg - und fordert die sofortige Abhaltung eines "Feldversuches". Der wäre, so Kaufmann, "die beste Studie". Und zwar darüber, wie sich die Umwidmung der Mariahilfer Straße zur Shoppingsamstags-Fußgängerzone auf Geschäfts-, Verkehrs- und Anrainerleben in den Bezirken Mariahilf und Neubau auswirken würde. Doch auf der anderen Seite der Grenze steigt einer auf die Bremse: Thomas Blimlinger Bezirkschef und Grünpolitiker verweigert: Erst müssten - wie im Oktober zwischen den Bezirken vereinbart - die Rahmenbedingungen und Folgen erhoben werden, erst dann könne man an einen Probebetrieb denken. Es dürfe zu keiner "SP-Schnellschussvariante" kommen, so Blimlinger: "Eine gute Idee braucht eine gute Vorbereitung, sonst wird daraus ein Flop wie auf der Rossauer Lände." "Kaffeesudleserei" Die von Blimlinger gefordere Studie wäre "Kaffeesudleserei", kontert Kaufmann, "das kostet Millionen". Kaufleute und Anrainer wären für den Testlauf. Dafür ist ihr SP-Parteifreund Verkehrsstadtrat Rudolf Schicker dagegen: Erst nach Vorliegen der Studie könne man über einen Fußgängerzonentest reden. Uneins ist sich aber auch die FPÖ: Während die Bezirksorganisation des sechsten Bezirkes den Standpunkt der Grünen des Siebten und der SP in der Stadt teilt (Konzepte und Begleitmaßnahmen), lehnen die Neubauer Freiheitlichen die Idee zur Gänze ab. Die VP ist auf Blimlingers Seite: Ohne Verkehrskonzept und der Einbindung von Kaufleuten und Anrainern sei ein Probelauf undenkbar. Die Studienergebnisse sollen im Laufe des Jahres vorliegen. (rott/DER STANDARD, Printausgabe 19./20.01.2001)