Wirtschaft
"Basel II" die ärgsten Giftzähne ziehen
Österreich, Deutschland, Italien erwarten von Banken ausreichend Eigenmittel für Ausfallsrisiken
Wien - Österreich hat laut Wirtschaftsminister Martin
Bartenstein (V) Deutschland und Italien als Verbündete, um "Basel
II" die ärgsten Giftzähne zu ziehen. Ab 2005 fordern die in Arbeit
befindlichen internationalen Eigenkapitalrichtlinien von den Banken,
dass sie ausreichend Eigenmittel halten müssen, um die in denen von
ihnen vergebenen Kredite enthaltenen Ausfallsrisiken
(Wertberichtigungen, Konkurse) abdecken zu können. Kredite an
Schuldner mit hoher Bonität müssen mit weniger, solche mit geringer
Bonität mit mehr Eigenkapital unterlegt werden, was für schlechtere
Schuldner massive Kreditverteuerungen erwarten lässt.Österreichische Unternehmen: 65 Prozent durch Kredite finanziert
Österreichs Unternehmen finanzieren sich zu 65 Prozent über
Bankkredite. Der "wichtigste Giftzahn" könnte entfernt werden, würde
eine Kredituntergrenze von 5 Mill. Euro (68,8 Mill. S) eingezogen
werden, für die Basel II mit seinem komplizierten Reglement (interne
Ratings, etc.) nicht angewendet werde, sagte Bartenstein. Damit
würden 97 Prozent der Unternehmen in Österreich "aus Basel II
herausfallen, ihre Firmenkredite wie Privatkredite behandelt", sagte
Bartenstein am Donnerstag bei einer Enquete in Wien. Laut
Nationalbank ist diese Untergrenze aber zu hoch gegriffen.
Dass sich die Eigenkapitalunterlegung der Banken künftig stärker
nach dem Risikogehalt der Kredite orientiert, sprich
Kreditkonditionen sich stärker an der Bonität orientierten, weniger
gute Kunden also weniger gute Konditionen bekämen, sei
"marktwirtschaftlich völlig verständlich", meint Bartenstein. Es
müsse aber Grenzen geben. KMU wie Banken müssten aus dem Basel
II-Prozess "gestärkt hervorgehen".
Sektoren-Schlagabtausch
Zu einem Sektoren-Schlagabtausch kam es bei der Enquete zwischen
der Wirtschaftskammer-Spitze namens der Kredit nehmenden Branchen und
der Bankwirtschaft: Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl
appellierte an die Institute, nicht unter dem "Deckmantel Basel II"
schon jetzt die Konditionen zu verschärfen. "Die Kreditwirtschaft
eines Landes kann auf Dauer nur so gut sein, wie die Wirtschaft, die
dahinter steht." Zinssenkungssignale der EZB müssten in dem
Konjunkturumfeld an die Wirtschaft weiter gegeben werden, verlangte
Leitl, "da sonst dieses wirtschaftspolitische Signal verpufft".
Darauf entgegnete Walter Rothensteiner, Obmann der Kreditsparte in
der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), "die österreichischen Banken
wollen weiter Kunden haben". Deshalb sei es auch im Interesse der
Geldinstitute, die Kreditvergabepolitik so zu gestalten, "dass die
Kunden weiterleben können". Die Banken hätten im übrigen nicht vor,
ihre Betriebsergebnisse solcherart zu verbessern und auf der anderen
Seite im EGT durch mehr Wertberichtigungen schlechter zu werden. (APA)