"Im Fotolabor sagen sie immer, dass meine Arbeiten viel weicher sind als die anderer Fotografen", sagt Sissi Farassat. Die 32-jährige Fotografin ist eine der fünf Frauen, die in "Differing Views", der Ausstellung über zeitgenössische Modefotografie präsent ist. Ob es einen generellen Unterschied zwischen Modefotografen und Modefotografinnen gibt, sei nicht so einfach zu beantworten, meint sie, das sei eher eine individuelle Angelegenheit. Denn auch ihre Arbeiten, so Farassat, differierten zum Beispiel von jenen der anderen vier Fotografinnen, die in der Ausstellung zu sehen sind. Aus ihrer Zeit als Assistentin von Fotografen sei ihr aber schon erinnerlich, dass Männer meistens "härter" seien. "Ich bin extrem sensibel, ich will, dass es den Menschen, die ich fotografiere, gut geht." Zu diesem sehr respektvollen Umgang gehört für Farassat auch, dass sie keine Posen fotografiert, sondern lieber Bewegung, "die Realität - unter Anführungszeichen".Sissi Farassat definiert sich selbst nicht als Werbe- und Modefotografin: "Ich arbeite mehr im Bereich der Kunstfotografie, wenn auch meine Themen manchmal sehr nahe an der Modefotografie sind, denn es geht mir eben oft um Mode und Ästhetik." Dass die Modefotografie auch heute - mit wenigen Ausnahmen wie etwa Elfie Semotan - noch immer von Männern dominiert wird, ordnet sie als allgemeines gesellschaftliches Phänomen ein. In der Kunst sei es ja auch nicht viel anders. Neben den Arbeiten von Sissi Farassat sind in den Unit-F-Räumen in der Wiener Gumpendorfer Straße Fotografien von Elfie Semotan, Bettina Komenda, Maria Ziegelböck und Iris Brosch zu sehen. red derStandard/rondo/18/1/02