Inland
Sozialexperte für Selbstbehalte je nach Einkommen
Kohmaier: Bilanz am Jahresende mit Einnahmen und Ausgaben pro Patient
Wien - Einen Selbstbehalt für Arztbesuche zwischen null und
40 Prozent, je nach Einkommen, und eine Bilanz am Jahresende mit
Einnahmen und Ausgaben pro Patient, schlägt Sozialexperte Franz
Kohmaier vor. Ein Kranker sollte alle Abrechnungen unterschreiben
müssen, meint er in der "Presse" (Donnerstag-Ausgabe). Die Politik
ist nach wie vor anderer Meinung: Sozialminister Herbert Haupt und
Gesundheitsstaatssekretär Reinhart Waneck (beide F) haben
Beitragserhöhungen und neue Selbstbehalte in dieser Legislaturperiode
ausgeschlossen. Ein gestaffelter Selbstbehalt würde mehr Kostenbewusstsein im
Gesundheitswesen bringen, "zum Nulltarif ist niemand interessiert,
etwas einzusparen. Das ist dieses Gift des Nulltarifs", gibt Kohmaier
zu bedenken und erinnert daran, dass im Koalitionspakt von ÖVP und
FPÖ die Möglichkeit, im ASVG einen Selbstbehalt bis zu 20 Prozent für
Arztbesuche einzuführen, festgeschrieben ist: "Nur traut sich das
halt keiner umsetzen."
Rechnungen unterschreiben
Um den Patienter noch stärker vor Augen zu führen, dass Gesundheit
etwas kostet, sollte jede Rechnung, die ein Arzt ausstellt, vom
Patienten unterschrieben werden. Das müsste ebenso bei
Spitalsbesuchen gelten. Im Zeitalter der EDV dürfte es kein Problem
sein, dass jeder Patient dann die Kopie seiner Rechnung in die Hand
bekommt, meint Kohmaier.
Am Jahresende soll Bilanz gezogen werden. Jeder Versicherte würde
von der Krankenkasse eine Art Gesundheitskonto ausgestellt erhalten,
auf dem die jeweils eingezahlten Beiträge den Ausgaben, die die Kasse
für den Betreffenden getätigt hat, gegenüber gestellt werden. Damit
aber bei jüngeren, gesunden Menschen die Beiträge im Vergleich zu den
Ausgaben nicht allzu stark überwiegen, solle automatisch die Hälfte
der eingenommenen Beiträge quasi als "Altersreserve", wenn dann
höhere Kosten anfallen, verbucht werden, ein weiteres Viertel als
Reserve für etwaige Unfälle.
Kohmaier hat im Herbst des Vorjahres der von der Regierung
eingesetzten Pensionskommission angehört und bereits mit dem Vorstoß,
das Pensionsalter der Frauen wesentlich früher als geplant jenem der
Männer anzugleichen, Diskussionen ausgelöst. (APA)