Wien - Nach dem Zweiten Weltkrieg auf nur noch 17 weibliche und sechs männliche Tiere zusammengeschrumpft, haben sich die Bestände der Kärntner Brillenschafe erholt. Dank kontrollierter Erhaltungszucht gibt es heute wieder rund 1.500 Tiere. Wie eine Studie am Institut für Tierzucht und Genetik der Veterinärmedizinischen Universität Wien (VUW) jetzt feststellte, dürfte es trotz des geringen Ausgangsbestandes keine Inzuchtprobleme geben, das relativ anspruchslose und robuste Kärntner Brillenschaf ist sozusagen über den Berg.Rassisch minderwertig ...? Das Beinahe-Aussterben des Brillenschafes ist auf den - nicht nur auf Menschen beschränkten - Rassenwahn der Nationalsozialisten zurückzuführen. Man wollte ein einheitliches "Deutsches Bergschaf" kreieren, die Zucht anderer Schafrassen wurde verboten. Erst in den achtziger und neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden begannen intensive Bemühungen zur Rettung der Brillenschafe. Die VUW-Forscher untersuchten nun die mehr als die Hälfte der Population mit Hilfe gentechnischer Methoden. So konnten so genannte Abstammungslinien - also Stammbäume - erstellt werden, was für die Weiterzucht und die Erhaltung von Bedeutung ist. Ohne Gentechnik schleichen sich offensichtlich doch immer Fehler ein, knapp 20 Prozent der Vater- und Muttertiere stimmten mit den Abstammungsangaben der Züchter nicht überein. Fremdgegangen Das komme dadurch zu Stande, das in den Jungtiere teilweise andere Böcke als Väter hätten, als die Besitzer glaubten, sagte Mathias Müller, Vorstand des Instituts für Tierzucht und Genetik. Durch die genauen Abstammungslinien können die typischen Merkmale der Brillenschafe leichter weitergezüchtet und so die Rasse erhalten werden. Die Wissenschafter stellten auch eine erfreulich hohe genetische Vielfalt unter den Brillenschafen fest, was angesichts der wenigen Tiere der Ausgangspopulation nicht selbstverständlich ist. Das bedeutet, dass praktisch keine negativen Inzucht-Effekte zu erwarten sind, der Population geht es - genetisch - blendend. (APA)