Natur
Das Brillenschaf ist einem Ende in Inzucht entkommen
Zeitweise gab es nur noch 23 Tiere - heute wieder überlebensfähige Population
Wien - Nach dem Zweiten Weltkrieg auf nur noch 17 weibliche
und sechs männliche Tiere zusammengeschrumpft, haben sich die
Bestände der Kärntner Brillenschafe erholt. Dank kontrollierter
Erhaltungszucht gibt es heute wieder rund 1.500 Tiere. Wie eine
Studie am Institut für Tierzucht und Genetik der
Veterinärmedizinischen Universität Wien (VUW) jetzt feststellte,
dürfte es trotz des geringen Ausgangsbestandes keine Inzuchtprobleme
geben, das relativ anspruchslose und robuste Kärntner Brillenschaf
ist sozusagen über den Berg.Rassisch minderwertig ...?
Das Beinahe-Aussterben des Brillenschafes ist auf den - nicht nur
auf Menschen beschränkten - Rassenwahn der Nationalsozialisten
zurückzuführen. Man wollte ein einheitliches "Deutsches Bergschaf"
kreieren, die Zucht anderer Schafrassen wurde verboten. Erst in den
achtziger und neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden
begannen intensive Bemühungen zur Rettung der Brillenschafe.
Die VUW-Forscher untersuchten nun die mehr als die Hälfte der
Population mit Hilfe gentechnischer Methoden. So konnten so genannte
Abstammungslinien - also Stammbäume - erstellt werden, was für die
Weiterzucht und die Erhaltung von Bedeutung ist. Ohne Gentechnik
schleichen sich offensichtlich doch immer Fehler ein, knapp 20
Prozent der Vater- und Muttertiere stimmten mit den
Abstammungsangaben der Züchter nicht überein.
Fremdgegangen
Das komme dadurch zu Stande, das in den Jungtiere teilweise andere
Böcke als Väter hätten, als die Besitzer glaubten, sagte Mathias
Müller, Vorstand des Instituts für Tierzucht und Genetik. Durch die genauen Abstammungslinien können die typischen
Merkmale der Brillenschafe leichter weitergezüchtet und so die Rasse
erhalten werden.
Die Wissenschafter stellten auch eine erfreulich hohe genetische
Vielfalt unter den Brillenschafen fest, was angesichts der wenigen
Tiere der Ausgangspopulation nicht selbstverständlich ist. Das
bedeutet, dass praktisch keine negativen Inzucht-Effekte zu erwarten
sind, der Population geht es - genetisch - blendend. (APA)