Capital Invest hat die Trendwende an den Aktienmärkten bereits im 4. Quartal 2001 gesehen. Aus diesem Grund soll man sein Depot wieder aggressiver und pro-zyklischer ausrichten. Vor allem zyklische Blue-Chips aus dem Technologiebereich sollten Gewinne machen. Für Anleihen wird sich ein Katastrophenjahr wie 1999 nicht wiederholene-fundresearch: "Mag. Rohrer, Sie sind Bereichsleiter Aktien bei der Capital Invest. Könnten Sie uns bitte kurz erläutern, welche Vorhersagen sich für Sie im letzten Jahr erfüllt haben bzw. was Sie für 2002 an den Leitaktienbörsen erwarten." Stefan Rohrer: "Wir haben in den letzten 2-3 Jahren außergewöhnliche Entwicklungen gesehen. 1999-Beginn 2000 gab es massive Liquiditätszuflüsse, enormes Wirtschaftswachstum und den Jahrtausendwechsel bzw. gravierende Neuerungen im Technologiebereich. Insofern haben wir sowohl im Technologiebereich als auch bei den Standardaktien überdurchschnittliche Kursentwicklungen gesehen. Beginnend ab dem 2. Quartal 200 hat dann die Situation ins Gegenteil umgeschlagen: Nachfrageausfälle im Industriebereich durch den Aufbau von massiven Überkapazitäten. Dieser Abschwung hat sich, zum Teil unerwartet, bis ins weit in das Jahr 2001 hinein beschleunigt. Erst im 4. Quartal 2001 haben wir, unserer Meinung nach, die Trendwende gesehen. Erschwerend kam hinzu, dass gewisse Parameter 2001 nicht mehr gegriffen haben: der Effekt der 11. Zinssenkungen wurde bis jetzt von den Börsen noch nicht positiv honoriert oder der Zusammenhang zwischen fallende langfristige Zinsen sich positiv auf die Börsen auswirken sollten. Auch historisch betrachtet haben wir mit 18 Monaten Baisse und über 40% Kursverlust ein Maximum der letzten 50 Jahre erreicht. Zusammenfassend sind wir vor allem für Standardwerten gegenüber positiv eingestellt - es sollte in etwa ein durchschnittliches Aktienjahr mit Gewinnen in der Größenordnung von 10-15 Prozent werden." e-fundresearch: "Herr Mag. Steinberger, Sie leiten bei der Capital Invest den Bereich Renten. Was erwarten Sie dieses Jahr bei Renten? Soll man klassische Euro/Dollaranleihen eher meiden?" Volker Steinberger: "Günstig stimmt uns in diesem Bereich vor allem, das gerade in diesem Bereich im Mai vergangenen Jahres schon eine deutliche Korrektur stattgefunden hat, das wir auf einem Niveau im Euro-Bereich von etwa 5% bei 10 Jahres Renditen stehen und die Inflationsaussichten durchaus günstig sind. Als Assetklasse werden Renten zwar nicht mit Aktien mithalten können, de facto ist aber kein Katastrophenjahr für Renten, wie 1999, zu erwarten. Empfohlen wird von uns besonders der Unternehmensrentensektor, der Spead zwischen Unternehmens- und Staatsanleihen sollte sich deutlich schließen. Erwähnenswert bleibt auch noch, dass die Wachstumsaussichten in Europa etwas geringer als in den USA einzuschätzen sind und dies vor allem auf Grund einer etwas anders gelagerten EZB-Geldpolitik im Vergleich zur aggressiveren und wachstumsorientierteren Geldpolitik der FED." e-fundresearch: "Welche Sektoren sollte der Investor - Ihrer Meinung nach - im Jahr 2002 bevorzugen?" Stefan Rohrer: "Wir gehen - wie gesagt - von einem grundsätzlich positiven Aktienjahr aus. Daher ist es an der Zeit das Portfolio etwas pro-zyklischer auszurichten. Das heißt man sollte defensive Branchen eher untergewichten und zyklische Branchen, wie Technologie oder zyklischer Konsum, eher überzugewichten. Allerdings empfehlen wir dem Anleger nicht die kleinen, sondern die großen Werte - also die Blue-Chips. Die Umgruppierung ist noch nicht zu Ende, ein schwieriges Jahr für die Unternehmen steht uns also noch bevor." e-fundresearch: "Vielen Dank für das Gespräch."