Solothurn - Beim diesjährigen Schweizer Filmpreis wurden am Mittwoch Abend in Solothurn die Hauptpreise an Erstlingsfilme vergeben. Auch bei den Darstellern werden junge, bislang wenig bekannte Namen ausgezeichnet. Am Donnerstag Abend folgte die Vergabe der Nachwuchspreise. Stefan Haupts Erstling "Utopia Blues" war der große Sieger: Neben dem Preis für den besten Spielfilm wurde Hauptdarsteller Michael Finger als bester Darsteller ausgezeichnet. Der 26-Jährige spielt einen unangepassten Jugendlichen, der Rockmusiker werden möchte. Er überzeugt mit einem subtilen Adoleszenzporträt in einem Film, dem im Kino nur ein mäßiger Erfolg beschieden war. Die Darstellerinnenpreise gingen, ebenfalls überraschend, an die Schülerinnen Andrea Guyer und Carol Schuler, die im Fernsehfilm "Lieber Brad" von Lutz Konermann die Töchter des ebenfalls nominierten Mathias Gnädinger spielen. Den Preis für den besten Dokumentarfilm des letzten Jahres erhielt überraschend der Basler Vadim Jendreyko für "Bashkim". Er porträtiert einen Boxer aus Ex-Jugoslawien, der auch im privaten Leben gewalttätig wird. Den Preis für den besten Kurzfilm konnte der Genfer Georges Schwizgebel für seinen fünfminütigen Animationsfilm "La jeune fille et les nuages" entgegen nehmen. Schwizgebel macht seit 1970 Filme, für die er schon mit zahlreichen Preisen bedacht worden ist. "Swapped" und "Geranienfriede" Die Preise für die besten Schweizer Nachwuchsfilme des Jahres 2001 gehen an Pierre Monnard für den Kurzspielfilm "Swapped" und an Marcel Hobi für den Animationsfilm "Geranienfriede". Die Preise wurden am Donnerstag Abend in Solothurn vergeben. Der 25-jährige Westschweizer Filmstudent Pierre Monnard erzählt in seinem zehnminütigen "Swapped" von zwei Geschwistern, die ihren zeitungslesenden Vater gegen zwei Goldfische eintauschen. Monnard wurde in Vevey geboren. Er studiert an der Filmschule Bournemouth (GB), wo er seinen zweiten Kurzfilm auch realisiert hat. Der 38-jährige St. Galler Trickfilmschaffende Marcel Hobi verfolgt in seinem fünfminütigen "Geranienfriede" in schwärzestem Humor und trockenen Dialogen die großen Katastrophen der kleinen Menschen. Hobi realisiert seit 1993 Trickfilme. "Venus Boyz" zum Auftakt Mit dem Dokumentarfilm "Venus Boyz" sind am Dienstag nachmittag die diesjährigen Solothurner Filmtage eröffnet worden. Bis 20. Jänner sind bei diesem traditionellen Schweizer Filmfestival - als Jahreswerkschau der österreichischen 'Diagonale' vergleichbar - in acht Kinos rund 250 Filme zu sehen. 129 neue Schweizer Produktionen sind programmiert - insgesamt fast 95 Stunden professionelles Filmschaffen aus dem letzten Jahr. Und das entspricht nur knapp der Hälfte der 271 eingereichten Werke; die andere Hälfte hat die Auswahlkommission abgelehnt. Ausserdem fehlen zudem einige neue Kinofilme, etwa "Eloge de l'amour" von Jean-Luc Godard, "Brombeerchen" von Oliver Rihs, "Thelma" von Pierre-Alain Meier oder "L.A. X" von Florian Froschmayer. "Venus Boyz" der Zürcherin Gabriel Baur ist bereits einer der erfolgreichsten Dokumentarfilme des Jahres. Bei seiner Uraufführung letzten August in Locarno hatte er den Preis der Kritikerwoche gewonnen. Und im Februar ist er als bisher einziger Schweizer Film an die Internationalen Filmfestspiele Berlin eingeladen. Der Film, eine schweizerisch-deutsch-US-amerikanische Koproduktion, porträtiert Frauen in den Großstädten New York und London, die zu Männern werden - zu schrillen Drag Kings und Gendernauts. "Venus Boyz", der Ende Februar in den Schweizer Kinos anläuft, ist zudem für den Schweizer Filmpreis nominiert, der am Mittwoch Abend vergeben wird. In seiner Eröffnungsrede wies Filmtage-Direktor Ivo Kummer auf die Bedeutung der Öffnung des Schweizer Festivals hin, das jetzt auch ausländische Filme zeige. "Die Schweiz ist keine Insel. Es lohnt sich, einen Blick über die Grenzen zu werfen", sagte er. Erstes Gastland der Filmtage ist die Provinz Québec. Die Situation der frankophonen Minderheit in Kanada sei vergleichbar mit der Situation der Romandie, des Tessins oder des Bündnerlandes, sagte Kummer. Ziel des Sonderprogramms ist vor allem der Vergleich mit dem Schweizer Filmschaffen. Im Programm "Invitation: Québec" sind insgesamt 22 Arbeiten zu sehen. Im Mittelpunkt der Filmtage steht nach wie vor die Werkschau des Schweizer Filmschaffens des Jahres 2001. Gezeigt werden nicht nur die schon bekannten Filme der Jahresproduktion 2001, sondern auch einige Premieren. Ziel der Filmtage sei, "die Identität des Schweizer Films zu stärken", betonte Kummer. Von 271 visionierten Arbeiten des letzten Jahres hat das Festival insgesamt 129 Schweizer Produktionen in das Programm der 37. Filmtage aufgenommen. Um den in den letzten Jahren stetig gestiegenen Publikumszahlen zu begegnen, wurde die vor den Altstadt-Mauern gelegene Reithalle erstmals zu einem Filmtage-Kino umgebaut. (APA/sda)