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Foto: Archiv
Milton Keynes - "Studenten haben bei uns keine Arbeit", verspricht Amanda Ryan. Den Riesenaufwand zur Organisation des Fernstudiums haben die Mitarbeiter der Open University (OU). "Keine Arbeit" bezieht sich nicht auf das Lernen. Das müssen die Studenten und Studentinnen der europaweit größten Fernuniversität selber erledigen. Ryan, von der Prüfungsabteilung der OU-Zentrale in Milton Keynes nahe London, weiß, wovon sie spricht. Sie sorgt mit 150 Kollegen dafür, dass weltweit Prüfungen abgehalten werden können. Sogar im U-Boot, wenn gewünscht. Das gab es tatsächlich schon, erzählt Ryan im Gespräch mit dem STANDARD. Die Tests für die Prüfung wurden postlagernd in einem Hafen deponiert, der Kapitän des U-Boots holte die Unterlagen an Bord und hielt die Prüfungsaufsicht. Der Student im U-Boot hat die Prüfung damals bestanden. Logistikaufwand An der Open University studieren 25.000 Studenten pro Jahr in 37 verschiedenen Ländern. Sie alle erledigen das angebotene Wirtschafts-, Technik- oder Studium der Sozialwissenschaft von zu Hause aus. "Distance-Learning" ist das Prinzip, das die Open University für sich erfunden und perfektioniert haben will. Die Studenten werden zu Beginn ihrer gewählten Kurse mit allen dafür benötigten Unterlagen bestückt. Hier beginnt der logistische Aufwand in Milton Keynes: Alle richtigen Kursunterlagen am richtigen Ort zur richtigen Zeit - in großen schwarzen Koffern werden sie direkt nach Hause geschickt, erklärt Tristan Sage, Leiter des Wiener Büros der Open University. Außerdem finden in den Länderdependancen "tutorials" statt. An Sage können sich Studierende bei Fragen zum Lernstoff wenden. Er organisiert auch lokale Lerntreffen. Der - theoretisch weltweit mögliche - Austausch zwischen Studenten, der Kontakt zum Lehrpersonal wird über E-Mail abgewickelt. Dazu können Studenten die OU-Bibliothek über Internet nutzen, erklärt Kursleiterin Marilyn Ridsdale zur Organisation des Studienablaufs. Kaum ein Student wird jemals seine Universität in Milton Keynes tatsächlich betreten. Das größte Logistikproblem stellt sich bei Prüfungen. Es müssen weltweit alle Studenten, die einen bestimmten Kurs besuchen, zeitgleich zur Prüfung antreten können. Das ist durch unterschiedliche Zeitzonen schwierig zu arrangieren. Für den Mathematikstudenten in Asien kann das eine nächtliche Prüfung bedeuten, während sein europäischer Kollege am Nachmittag die gleiche Prüfung absolviert. Unterlagen werden nur per Post im versiegelten Container vor Ort in die Regionalbüros gebracht - E-Mail-Unterlagen könnten von computerversierten Studenten abgefangen werden. Ebenso hoch ist der Aufwand, wenn die Tests - ausschließlich - in Milton Keynes beurteilt werden. Jede einzelne Prüfungsarbeit wird von mehreren "Monitors" korrigiert. Damit soll eine einheitliche Beurteilung gewährleistet werden. Gutes Service lässt man sich an der englischen Privatuniversität auch zahlen: durchschnittlich 2907 Euro oder 40.000 Schilling pro Kurs. Für einen Masterabschluss muss man schon mit Kosten von 21.800 Euro rechnen.