Wien - Der Einmarsch der Sowjets nach Afghanistan 1979 hatte die Beziehungen zwischen Washington und Islamabad, die unter Präsident Carter daniedergelegen waren, mit einem Mal reanimiert, auch wenn sie nie wieder zur herzlichen Partnerschaft wie in den 50er- und frühen 60er-Jahren zurückfanden, sondern bloße Zweckgemeinschaft blieben.

Im gemeinsamen Kampf gegen die Sowjets intensivierten die Geheimdienste CIA und ISI 1981, im ersten Amtsjahr von Präsident Ronald Reagan (1981-1989), ihre Kooperation. Es bestand Übereinkunft, dass die CIA lediglich die Rolle des Quartiermeisters und Waffenlieferanten für die Mudjahedin übernehmen sollte. Der Deal lautete, dass die Amerikaner nur Pakistanis trainieren durften, die dann ihrerseits die afghanischen Widerstandskämpfer schulten.

CIA-Direktor William Casey, der sich zuvor als Wahlkampfmanager für Reagan verdient gemacht hatte, forcierte die Untergrundaktionen, die relativ lange vor der US-Presse verborgen werden konnten und die ganz ins Bild der "Reagon-Doktrin" passten: Dass nämlich der Sowjeteinfluss in Afghanistan, Zentralamerika, Afrika und überall sonst in der Dritten Welt energisch zurückzudrängen sei.


Allah, die Armee und Amerika

Schon damals tauchte in Amerika Kritik an der Hochrüstung der Gotteskämpfer auf: So wurde beanstandet, dass der ISI, der die Verteilungshoheit über die von den USA gelieferten Waffen hatte, fundamentalistische Gruppen besonders großzügig bedachte - retrospektiv betrachtet eine hellsichtige Kritik.

Unter Reagan trat das Thema der nuklearen Hochrüstung von Pakistan zwar weniger in den Vordergrund als unter Carter, doch wurde auf Druck der Kongressdemokraten das so genannte "Pressler Amendment" verabschiedet, das Sanktionen gegen Pakistan vorsah, sollte es die atomare Hochrüstung weitertreiben. In den 90er-Jahren, als die Pakistanis die Bombe längst gebaut hatten, wurde dieses Amendment mehrfach umgesetzt.

Nach der Beendigung des Afghanistan-Krieges und dem Amtsantritt von George Bush senior (1989-1993) zerfiel die amerikanisch-pakistanische Zweckkoalition rapide. Drei Punkte seien es, schreibt der führende US-Experte für die amerikanisch-pakistanischen Besziehungen, der Diplomat Dennis Kux, die die Pakistanis den Amerikanern immer noch schwer verzeihen könnten: die mangelnde US-Parteinahme für die Pakistanis im zweiten Kaschmirkrieg 1965/66, der Umstand, dass George Bush die Pakistanis nach der Beendigung der Sowjetinvasion in Afghanistan links liegen ließ, und die Verhängung der erwähnten Pressler-Sanktionen. Trotz der Existenz einer politischen Führungsschicht in Pakistan, die den Amerikanern eng verbunden ist, werde die Beziehung zwischen den Ländern hochkompliziert bleiben. In Pakistan gebe es aber immer noch den populären Spruch, das Schicksal des Landes beruhe auf den "drei A": Allah, der Armee und Amerika. (DER STANDARD,Print vom 15.1.2002)