Kultur
Pessimismus für Graz nach 2003
Für "Akademie Graz"-Präsident "droht finanzielle Katastrophe"
Graz - Eine "finanzielle Katastrophe" im Kulturbereich sieht
der Präsident der Grazer Bildungs- und Kulturplattform, Emil
Breisach, auf die Stadt Graz nach Absolvierung des
Kulturhauptstadt-Jahr 2003 zukommen. In einem Pressegespräch am
Montag erläuterte der Mitbegründer zahlreicher Kulturfestivals wie des
"steirischen herbst", des Grazer "forum stadtpark" und des
"musikprotokoll" die Befürchtung, dass die Finanzierung der
neuen Kulturbauten und deren Folgekosten letztlich auf Kosten der
freien Szene erfolgen werde. "Jetzt will man alles auf einmal nachholen, was jahrelang versäumt
wurde", so Breisach. Angesichts der Kosten, die der Bau einer neuen
Kunsthalle, einer Stadthalle und weiterer Kulturbauten und deren
Erhaltung mit sich brächten, sei zu befürchten, dass die Stadt Graz
ohne Einsparungen bei den Subventionen nicht auskommen werde. Die
freie Szene sei "besonders in Gefahr, dabei auf der Strecke zu
bleiben".
Einsparungen bei den Subventionen gibt es bereits: Anstatt der
6,90 Millionen Euro (95 Millionen Schilling) schüttet die steirische
Landeshauptstadt in diesem Jahr nur noch 6,54 Millionen Euro (90
Millionen Schilling) an Kulturinstitutionen aus.
Dies betrifft auch
Breisach selbst: Der "Akademie Graz" stehen
für das Jahr 2002 anstatt der bisherigen 65.400 Euro
(900.000 Schilling) nunmehr 58.130 Euro (800.000 Schilling) an
Subventionen der Stadt zur Verfügung. Das von Breisach ins Leben
gerufene Straßentheaterfestival "La Strada" wird mit 3.633 Euro
(50.000 Schilling) weniger an städtischer Subvention auskommen
müssen. Der "styriarte" wurden um 36.633 Euro (500.000 Schilling)
weniger an Subventionen zugesagt und wird 2002 somit 617.719 Euro
(8,5 Millionen Schilling) subventioniert. Der "steirische herbst"
bekommt um 49.417 Euro (680.000 Schilling) weniger.
Daneben gibt es bei sämtlichen Subventionen, eine so genannte
15-Prozent-Sperre. Hier behält es sich die Stadt Graz vor, 15 Prozent
der zugesagten Subventionen zurückzubehalten und - je nach
Finanzsituation der Stadt - nicht auszuzahlen.
Eine Finanzkatastrophe und schon gar ein "Aushungerung der freien
Szene", wie sie Breisach vorschwebe, sei nicht zu befürchten, hieß es
hingegen aus dem Büro von Kulturstadtrat Nagl. "Von den
Subventionskürzungen sind vor allen Dingen die großen Veranstaltungen
betroffen, weniger die freie Szene", so Detlev Eisel-Eiselsberg vom
Büro Nagl. "Wo es um Sein oder Nichtsein ging, haben wir uns
natürlich für das Sein entschieden", betonte der Pressesprecher. Die
15-Prozent-Sperre gebe es in allen Ressorts der Stadt, nicht nur der
Kultur, so Eisel-Eiselsberg. Zudem habe es "immer wieder" solche
Einschränkungen gegeben. Und zwar immer dann, "wenn die Stadtväter
auf Grund der finanziellen Gesamtschau der Stadt der Meinung sind,
dass der geordnete Haushaltsvollzug nicht genau abschätzbar" sei. In
der zweiten Hälfte des Jahres will man allerdings wissen, ob es zu
einer Ausschüttung des Restbetrages komme oder nicht. (APA)