Washington - Nach einem Hustenanfall ist US-Präsident George W. Bush im Weißen Haus für kurze Zeit ohnmächtig geworden. Bush verschluckte sich am Sonntagnachmittag beim Fernsehen an einer Brezel, wie sein Leibarzt Richard Tubb mitteilte. Daraufhin habe sich der Herzschlag vorübergehend verringert, und der 55-Jährige sei vom Sofa auf den Fußboden gestürzt. Tubb betonte, die Bewusstlosigkeit habe offenbar nur wenige Sekunden gedauert. Der Präsident habe sich rasch wieder erholt.Abschürfung und Prellung Bush befand sich zum Zeitpunkt des Zwischenfalls gegen 17.35 Uhr Ortszeit (23.35 Uhr MEZ) alleine im Zimmer und schaute ein Football-Spiel der National League im Fernsehen an. First Lady Laura Bush telefonierte gerade in einem anderen Raum. Nach Angaben des Arztes zog sich der Präsident beim Fall vom Sofa eine Abschürfung an der linken Wange und eine Prellung der Unterlippe zu. Bush glaube, er sei nur wenige Sekunden ohnmächtig gewesen, sagte Tubb. Nachdem er wieder zu sich gekommen sei, habe der Präsident die Dienst habende Krankenschwester im Weißen Haus gerufen. Wenige Minuten später sei auch er, Tubb, alarmiert worden und sofort ins Weiße Haus geeilt, sagte der Arzt. Niedriger Puls Den Angaben zufolge begab sich Bush ohne fremde Hilfe mit dem Aufzug von den Privaträumen im zweiten Geschoß in das ein Stockwerk tiefer gelegene ärztliche Behandlungszimmer. Dort wurde er von Tubb untersucht. Blutdruck und Puls seien für Bush normal gewesen, sagte der Arzt, fügte jedoch hinzu, der Präsident habe allgemein eine relativ niedrige Pulsfrequenz. "Vagovasale Ohnmacht" Tubb sagte, bei dem Zwischenfall handle es sich offenbar um eine vagovasale Ohnmacht. Die Brezel habe vermutlich den Vagusnerv stimuliert, was die Herzfrequenz verringert und die Ohnmacht ausgelöst habe. Der Präsident habe sich am Wochenende nicht ganz wohl gefühlt, offenbar machte ihm das Wetter zu schaffen. Ein deutscher Experte sprach von einer "Husten-Synkope", die die Ohnmacht ausgelöst haben könnte. "Wenn man sich verschluckt, hustet man sehr stark. Dieser Reiz ist tatsächlich eine Ursache für eine Sekunden-Ohnmacht (Synkope)", sagte Prof. Dirk Beuckelmann von der Universitätsklinik Köln in einem Gespräch mit der dpa. Der Zwischenfall habe vermutlich keine gesundheitlichen Folgen, meint der Herzspezialist. "Die Gehirnfunktion wird dadurch nicht beeinträchtigt." Spekulationen über Gesundheitszustand Wie Bushs Sprecher Ari Fleischer mitteilte, wollte der 55-jährige Präsident wie geplant am Montag zu einer Reise in den Mittelwesten aufbrechen, wo er mehrere Bundesstaaten Illinois, Missouri und Louisiana - besucht .Bush wolle zwar abwarten, wie er sich nach der Nacht fühle. "Aber zum jetzigen Zeitpunkt plant er zu reisen", sagte Fleischer. Im Gegensatz zu einem früheren Vorfall informierte das US-Präsidialamt am Sonntag die Öffentlichkeit umgehend. Im vergangenen Monat hatte es sich ein Wochenende lang Zeit gelassen, bis es mitteilte, dass sich Bush mehrere Hautverwachsungen im Gesicht habe entfernen lassen. Das Zögern hatte zahlreiche Spekulationen über Bushs Gesundheitszustand ausgelöst. (APA/AP/dpa/Reuters)