Wien - Dem 100. Geburtstag von Marlene Dietrich (27. Dezember 2001) nimmt das Filmarchiv Austria zum Anlass für eine Marlene-Hommage vom 11. Jänner bis 6. Februar im Wiener Imperial Kino. Eröffnet wird die Retrospektive bereits am Donnerstag mit dem 1927 entstandenen österreichischen Stummfilm "Cafe Electric" von Gustav Ucicky. Der Film wird in einer von Filmarchiv Austria restaurierten 35mm-Fassung und mit Klavierbegleitung (Gerhard Gruber) präsentiert wird. Wer war Marlene Dietrich? Darf man eine solche Frage stellen, wo es so viele Antworten darauf schon gibt? Worin liegt die Meisterschaft ihres Schauspieles, ihrer Eigenständigkeit, ihres solistischen Auftritts? Die Antwort darauf hängt wesentlich von den Prämissen der ZuschauerInnen ab. Längst hat mensch ihr eine selbstbewußte und unverwechselbare Kreativität zugestanden und diese immer wieder in Worten zu beschreiben versucht. Und sie hat dann auf ihren "Schöpfer" - Josef von Sternberg - verwiesen, als sei ihr Platz im Hintergrund. Wie ein Phantom. Scheu, aber desto mehr den Wunsch des Verlangens beim Publikum schürend. Die Verweigerung ihr Geheimnis Ein Spiel mit großem Aufwand ist ihre Sache nicht. Die Wirklichkeit ist sie selbst. Als ginge sie alles nichts an, das ist ihre Manier als Schauspielerin. Auch ihre Attitüde als Frau. Die Verweigerung ihr Geheimnis. Im Nein liegt ein Versprechen. Sie hatte ein Gefühl für ihre öffentliche Wirksamkeit, und wo das Gefühl fehlte, verstand sie es, dies zu inszenieren. Sie hat sich als Kunstgeschöpf neu erschaffen. Allerdings hatte sie ein Gespür dafür, mit beiden Beinen auf der Erde zu bleiben. "Kinder, heut' abend da such ich mir was aus..." Sie konnte auch erfrischend vulgär sein. Sie hat viele Rollen gespielt, laszive und sehr tapfere. Die tapfersten im wirklichen Leben. Sie verkörperte alle mit äußerer Kälte, ihr Gesicht oft verborgen hinter einem schwarzen Schleier, wie eine schattierende Schraffur. War ihr eine Rolle fremd? Vielleicht Penthesilea, die bei Heinrich von Kleist den Helden Achill, von dem sie sich verhöhnt glaubt, in Haßliebe tötet - und dann sich selbst, nicht mit einer Waffe, sondern mit der vernichtenden Kraft des eigenen Gefühls. (APA/red)