Graz - Der Österreichische Staatspreis für Geschlechterdemokratie, der Gabriele Possanner-Preis, wurde der Grazer Verfassungsrechtlerin Silvia Ulrich zuerkannt. Mit dem mit 7.267,28 Euro (100.000 Schilling) dotierten Preis werden die bisherigen wissenschaftlichen Leistungen der Assistenzprofessorin am Institut für Österreichisches, Europäisches und Vergleichendes Öffentliches Recht an der Universität Graz gewürdigt, teilte Roberta Schaller-Steidl vom Wissenschaftsministerium auf APA-Anfrage mit. Die beiden Förderungspreise wurden der Wiener Juristin Elisabeth Holzleithner und der Innsbrucker Politikwissenschafterin Monika Jarosch zugesprochen. Die Jury hob speziell die starke Praxisorientierung der "brillianten Juristin und Feministin" hervor. Als angewandte Rechtswissenschafterin an der Schnittstelle von Rechtswissenschaft, Politik und Frauenforschung bzw. Gleichbehandlung habe Silvia Ulrich mit der Erarbeitung der zur Durchsetzung der Gleichbehandlung notwendigen juristischen Instrumentarien "einen zentralen Beitrag zur Durchsetzung der Geschlechterdemokratie in Österreich" geleistet. Weißbuch Zu den herausragenden Leistungen der Staatspreisträgerin zählen unter anderem die Mitarbeit bei der Erstellung des "Weißbuches zur Förderung von Frauen in der Wissenschaft" und seit 2000 die Mitarbeit in der ministerielle Arbeitsgruppe zur Umsetzung dieses Weißbuches. Zudem hat Ulrich den ersten Entwurfes zum Bundes-Gleichbehandlungsgesetz einer kritischen Rechtsanalyse unterzogen, rechtsgutachtliche Stellungnahmen abgegeben und verfassungsrechtliche Reformprozesse rechtswissenschaftlich begleitet. Seit 1995 ist die Juristin in geschlechtsspezifische Projekte und Gremien auf europäischer Ebene eingebunden. Daneben hat die Preisträgerin aber auch geschlechtsbezogene Lehrveranstaltungen an der Grazer rechtswissenschaftlichen Fakultät eingeführt. Silvia Ulrich wurde 1957 in Radkersburg geboren, studierte ab 1977 Rechtswissenschaften an der Karl-Franzens-Universität Graz und promovierte 1984. 1986 wurde sie Universitätsassistentin an der Grazer rechtswissenschaftlichen Fakultät, wo sie seit 1997 Assistenzprofessorin ist. Verliehen werden die Auszeichnungen am 15. Jänner 2002 im Rahmen eines Festaktes durch Bundesministerin Elisabeth Gehrer. Die Preise wurden 1997 in Gedenken an Gabriele Possanner eingerichtet und seither alle zwei Jahre vergeben. Der Namensgeberin wurde 1897 als erster Frau ein akademischer Grad durch eine Universität auf dem jetzigen Staatsgebiet der Republik Österreich verliehen. Für die Nostrifizierung ihres bereits empfangenen Doktorates der Universität Zürich musste sie allerdings an der Wiener medizinischen Fakultät nochmals alle "schweren Prüfungen" ablegen. Heute gilt Possanner als Pionierin und Vorkämpferin für berufliche Chancengleichheit von Frauen in der Wissenschaft. (APA)