Bonn - In neun seit Jahren geschlossenen Mädchenschulen in der afghanischen Stadt Herat ist wieder Leben eingezogen. Die Schulen seien repariert und für den Unterricht vorbereitet worden, sagte Dominik Zwicky, Projektkoordinator der Hilfsorganisation HELP, in einem dpa-Gespräch. "An diesem Samstag soll der erste Unterricht stattfinden." Es hätten sich 13.800 Mädchen für die Klassenstufen 2 bis 12 gemeldet. In der Stadt werden vier Schulprojekte von HELP gemeinsam mit dem Malteser-Auslandsdienst, die anderen fünf Schulen vom Kinderhilfswerk UNICEF finanziert. Politisch gewollt "Dass jetzt die Mädchen zur Schule gehen, ist durchaus politisch gewollt", sagte der Gesprächspartner, der seit gut einem Monat vor Ort ist. Der Gouverneur der Region, Ismail Khan, wolle Zeichen setzen: Ab jetzt sei Mädchenbildung wieder Standard in Afghanistan. "Wir hoffen natürlich, dass das auf die anderen Regionen ausstrahlt." In Herat habe es schon sehr früh ein starkes Bestreben gegeben, die Bildungsarbeit anzupacken. Der Gouverneur habe zeigen wollen, dass ein neues Zeitalter begonnen habe. Auch die internationalen Helfer hätten sich neben der Entschärfung von Streubomben schnell der Bildung als Arbeitsschwerpunkt zugewandt, sagte Zwicky, der mit UNICEF-Mitarbeitern eng zusammenarbeitet. Kein Lehrermangel Nach Worten von Zwicky besteht in der Region kein Lehrermangel. Es gebe ausreichend Lehrerinnen, berichtete er. Rund 50 Prozent von ihnen hätten in den vergangenen Jahren privaten Unterricht erteilt. Die andere Hälfte werde seit drei Wochen in Auffrischungskursen für ihre Tätigkeit vorbereitet. Während sich UNICEF um die Lehrerinnen und das Schulmaterial kümmere, sorge HELP für Schulspeisung und Heizung in den Gebäuden. Die Erstklässler würden regulär im Frühjahr eingeschult. Dann beginne auch der Unterricht für die Jungen. Im Winter seien in Afghanistan auf Grund der Witterungsbedingungen die Schulen traditionell geschlossen und würden erst im März wieder geöffnet. (APA/dpa)