Wien/Saalbach - Karl Frehsner heißt nicht umsonst "Eiserner", er hält in einem Augenblick zu seinen Damen, in dem die es am notwendigsten brauchen. Am vergangenen Wochenende bilanzierten sie in drei Rennen zwei 17., einen 13. und einen 21. Platz. Frehsner beeindruckt das nicht, "denn wir haben nicht viele Leistungsträger - und wenn die nicht so in Form sind, wird es eben eng". Brigitte Obermoser und Renate Götschl, "die jahrelang über ihrem Zenit gefahren ist und jetzt halt eine Verschnaufpause braucht", sind nicht so gut drauf, "und die Sabine Egger ist total außer Form".

Michaela Dorfmeister hat Ende Oktober den Riesentorlauf von Sölden gewonnen, seither war siegmäßig Sense; sie (456 Punkte) hielt sich noch halbwegs gut, liegt im Weltcup immerhin an dritter Stelle hinter der schwedischen Seriensiegerin Anja Paerson (609) und der Schweizerin Sonja Nef (521). Sonst? Insgesamt acht Podestplätze in 15 Rennterminen, 26 Platzierungen unter den ersten zehn.

Die Winter waren schon einmal fetter, und die Winterspiele in Salt Lake City (8.-22. Februar) "sind nicht morgen, aber die Läuferinnen müssen sich ja auch qualifizieren". Das sei in einer großen Mannschaft wie seiner "ein großes Problem, weil sich keine traut, was zu probieren, sonst ist die, die nix probiert, das nächste Mal vorne".

Jubeln und verdammen

Frehsners Erklärung folgt prinzipiell zwei Linien. Einerseits solle man "Leute, die einmal über ihr Limit gehen und ein sensationelles Resultat erzielen wie die Sponring und die Raich in Copper Mountain beim Slalom, nicht hochjubeln". Denn anderntags, wenn "die Mädchen" wieder fahren, wie es ihnen quasi zustehe, seien sie eben "zwischen 25 und 40, wo sie hingehören, weil sie nicht besser sind". Und dann folge prompt die sensationsgeile Niedermacherei, "denn das Problem ist, was die Journalisten schreiben - die sollten sich selber anschauen, ob sie Weltklasse sind bei den paar Zeitungen, die sie verkaufen."

Auf der anderen Seite spiele die Weiterentwicklung des Materials eine ebenso große Rolle wie bei den Herren, "nur kann ich nicht alles darauf schieben", sagt Frehsner. Es gehe vielmehr darum, "die Technik auf die vorhandene, gute Ausrüstung anzupassen, dann passt's schon". Frehsner: "Wir müssen alle Hebel ziehen und Vollgas geben. Ich weiß nicht, wer das gesagt hat, dass wir in Marburg auf Sicherheit fahren sollen - ich jedenfalls nicht. Wir sind auf einem hohen Niveau. Wir müssen schauen, was jeder Einzelnen hilft, denn was für alle passt, ist zu wenig."

"Wir müssen handeln"

Mangels "einer Überfliegerin" wird es einer vereinten Anstrengung bedürfen, die Ergebnisse zu verbessern, das jüngste Slalom-Damenteam des Skizirkus reifen zu lassen, junge Anwärterinnen wie Marlies Schild, "die ein paar Mal im Europacup gut gefahren ist", nicht wirr zu machen. Kein Grund zur Hektik also, sagt Frehsner, aber er sagt auch: "Wir müssen jetzt handeln." (josko)

(DER STANDARD, PRINTAUSGABE 8.1. 2002)