Inland
Hauptverbands-Präsident verstärkt Druck auf Ärzte
Frad fordert Qualitäts- offensive und droht bei Nichteinhaltung mit Entzug des Kassenvertrags
Wien - Der Präsident des Hauptverbands der
Sozialversicherungsträger, Herwig Frad, fordert mehr Druck auf die
Ärzte. Er plädiert im Gespräch mit der "Presse" (Montag-Ausgabe) für
die baldige Erstellung eines Kriterienkatalogs, der dann auch für die
Honorierung eine Rolle spielen solle. Dies würde gemäß Frad bis hin
zu einem möglichen Entzug des Kassenvertrags gehen: "Es kriegt nur
mehr der einen Vertrag, der die Qualitätskriterien erfüllt". Ziel sei
mehr Wettbewerb: "Wenn alles beim Alten bleibt, werden wir keine
bessere Qualität bekommen", meint Frad. Wie der Kriterienkatalog im Detail aussehen soll, sagt Frad noch
nicht. Berücksichtigt werden sollten aber etwa der Besuch von
Fortbildungsveranstaltungen und die Dauer der
Ordinations-Öffnungszeiten. Die Ärzte müssten jedenfalls beim
Kriterienkatalog "im Boot" sein. Erste Ergebnisse einer Arbeitsgruppe
sollen im Frühjahr vorliegen.
Auch bei der Spitäler-Finanzierung will der
Hauptverbands-Präsident Änderungen. Konkret geht es Frad um den
jährlichen Pauschalbetrag (heuer rund 3 Milliarden Euro/41,2
Milliarden Schilling), den die Sozialversicherung an die Spitalstöpfe
entrichten muss: "Da müssen wir schauen, dass wir herauskommen aus
der Pauschalierung". Über "diesen großen Brocken" rede niemand, der
Abgang in der Krankenversicherung werde hingegen dauernd diskutiert.
Ärzte-Chef Pruckner ist "befremdet"
"Befremdet" hat der Chef der niedergelassenen Ärzte,
Jörg Pruckner, auf die jüngsten Vorschläge von
Hauptverbands-Präsident Herwig Frad zu Umstrukturierungen im
Ärztewesen reagiert: "Man kann nicht immer mehr von den Ärzten
verlangen, aber andererseits ständig im Gesundheitssystem einsparen",
meinte Pruckner in einer Aussendung. Auch der Vorsitzende der Wiener
Ärztekammer, Walter Dorner, steht den Vorschlägen Frads skeptisch
gegenüber. Zwar könne man über einen Kriterienkatalog für den
niedergelassenen Bereich diskutieren, was Frad bisher dazu gesagt
habe, sei aber "dürftig".
Pruckner betonte, dass Österreich "Ärzte von höchster Qualität und
ein international hervorragendes System der lebenslangen ärztlichen
Fortbildung" habe. "Selbstverständlich" seien patientenfreundliche
Ordinationszeiten und eine verstärkte Serviceorientierung für
Patienten wesentliche Ziele der niedergelassenen Ärzte. Diese ließen
sich allerdings nicht "gratis" verwirklichen. Auch der Ruf nach mehr
Wettbewerb innerhalb des Gesundheitssystems sei zwar verständlich, in
der konkreten Situation jedoch "blauäugig", so Pruckner.
Dorner unterstrich, dass vieles vom Inhalt des Katalogs abhänge.
Keinesfalls dürfe der Kriterienkatalog zu leer stehenden Ordinationen
führen, warnte der Wiener Ärztechef. In Deutschland seien bereits 300
Arztpraxen verwaist. Die genannten Qualitätskriterien Frads sieht
Dorner bereits erfüllt: "Sowohl der Besuch von
Fortbildungsveranstaltungen als auch die Dauer der Öffnungszeiten der
Ordinationen sind derzeit bereits gesetzlich beziehungsweise
vertraglich geregelt."(APA)