Wintersport
Tournee-Grand-Slam: Wird der Mythos entzaubert?
Laut Toni Innauer hat Sven Hannawald die Chance eine lebende Legende zu werden
Bischofshofen - Drei Siege en suite, 42,9 Punkte Vorsprung.
Sven Hannawald kann am Dreikönigstag in Bischofshofen
Skisprung-Geschichte schreiben. Der 27-jährige Deutsche steht als
insgesamt achter Athlet ausgerechnet bei der
Jubiläums-Vierschanzen-Tournee vor dem historischen Vierfachsieg, und
da ihm die Paul-Außerleitner-Schanze auch hervorragend liegt, hat er
ausgezeichnete Karten in der Hand. Vor drei Jahren wurde er hier
hinter Martin Schmitt Großschanzen-Vizeweltmeister und
Mannschafts-Weltmeister, 1998 gewann er auch schon ein
Tournee-Springen im Pongau.Zuerst Malysz, jetzt Hannawald
Noch vor wenigen Wochen rätselte der gesamte Weltcup-Tross wie man
den übermächtigen Adam Malysz schlagen kann, nun ist Hannawald das
Maß der Dinge. "Das ist ja auch das Schöne an unserem Sport. Der
Hannawald ist ja jetzt der Gleiche wie vor ein paar Wochen, doch dann
kommt auf einmal etwas dazu, was unerklärlich ist und schon ändert
sich alles", meinte Cheftrainer Toni Innauer. "Vielleicht ist bei den
Olympischen Spielen der Widhölzl so stark, und jeder fragt warum."
Vier Siege bei einer Tournee - daran haben sich Generationen von
Skispringern die Zähne ausgebissen. "Das wäre etwas Einzigartiges,
denn darüber wird seit 50 Jahren diskutiert. Das ist ein absoluter
Mythos! Wenn ihm das gelingt, dann ist er eine lebende Legende",
gesteht Innauer. Hannawald habe sich im Zuge der Tournee regelrecht
in Trance gesprungen und wirke unantastbar.
Fünf, sechs Springer, die ihm das versalzen wollen
Doch auch wenn alle Vorzeichen für dieses Novum sprechen: Martin
Höllwarth und Co. werden da schon noch ein Wörtchen mitreden. "Ich
versuche zwei gute Sprünge zu machen, dann werden wir sehen. Es
lastet ein Riesendruck auf ihm und es gibt sicher fünf, sechs
Springer, die ihm das versalzen möchten", sagte der Gesamtdritte
"Hölli". Den Gesamtsieg werde man Hannawald dagegen wohl kaum noch
entreißen können, den letzten Tagessieg aber schon.
Und die Österreicher lauern nun schon seit einigen Springen auf
ihren ersten Weltcup-Erfolg seit 6. Februar 2000 (Willingen/Andreas
Widhölzl). "Ich war in Garmisch schon knapp dran und ich weiß, dass
ich mit zwei guten Sprüngen sicher gewinnen kann", verdeutlicht auch
Widhölzl. Für ihn sei vor zwei Jahren bei seinem Tourneesieg
eigentlich Innsbruck die schwierigste Situation gewesen. "Dem Sven
liegt Bischofshofen, ich glaube nicht, dass er sich das noch
wegnehmen lässt."
Warten bis es klappt
Innauers Rezept für den ersten Erfolg: Level halten und warten bis
es klappt. "Es ist ja eigentlich ein schönes Problem, wenn wir immer
knapp am Gewinnen sind. Nach Villach hätte ich viel dafür gegeben. Es
geht jetzt darum, jedes Mal wieder in diese Situation zu kommen." Dem
Cheftrainer war auch noch die Feststellung wichtig, dass ein
Hannawald auch kein Übermensch ist. "Ich glaube nicht, dass er Einer
von einem anderem Stern ist. So etwas kann jeden Moment auch einem
anderen passieren." (APA)