Manchester - David Beckham hat frustrierende Wochen hinter und vermutlich vor sich. Der Kapitän der englischen Nationalmannschaft ist beim Titelverteidiger Manchester United nur noch Ersatzmann. Doch ohne "Becks" ist die Mannschaft von Old Trafford so erfolgreich wie lange nicht mehr, verbuchte jetzt schon sechs Siege in Folge und hat wieder die Tabellenführung in der englischen Premier League im Visier. Der Abstand zu Leeds United beträgt nur noch zwei Zähler.

Der 26-jährige Beckham verhält sich ruhig, reißt den Mund nicht auf, kuscht, respektiert die Entscheidung von Teammanager Sir Alex Ferguson, ihn draußen zu lassen. Stattdessen avancierte Nicky Butt zum ManU-Stammspieler. Nur einmal seit Anfang Dezember, beim 3:2 in Fulham, durfte Beckham für 90 Minuten kicken. Allerdings nur deshalb, weil der argentinische Millionenstar Juan Sebastián Verón verletzt ausfiel.

"Er ist ein großartiger Spieler, aber er muss warten. Ich glaube, das Team stellt sich derzeit von alleine auf", sagt Ferguson. "No way beck" lautete das Wortspiel des Mirror über Beckham, der immerhin bei der Wahl zum Welt-Fußballer des Jahres Rang zwei hinter dem Portugiesen Luis Figo (Real Madrid) belegt hatte. Im eigenen Lande erhielt Beckham Ende 2001 dazu viele Auszeichnungen, so als Sportler des Jahres bzw. als Sportpersönlichkeit des Jahres. Damit wurde vor allem Beckhams Rolle als Kapitän jener englischen Auswahl gewürdigt, die am 1. September Deutschland in München 5:1 abgefertigt hatte.

Beckham und Co. wurden sogar vom britischen Sportminister Richard Caborn zum leuchtenden Vorbild für die Jugend gemacht. Er schwärmte vom professionellen Verhalten der Nationalmannschaft. "Ihre Disziplin war hervorragend. Ich glaube, kein Spieler hat auf dem Rückflug auch nur einen Schluck Alkohol getrunken."

Respekt

Auch Beckhams derzeitiges Verhalten wird von der britischen Öffentlichkeit gelobt. Natürlich ist sich der Mann mit dem genialen rechten Fuß auf Dauer für ein Bankdrückerdasein zu schade, aber er gibt nicht auf und will sich mit guten Leistungen im Training für die Start-Elf von United empfehlen. "Ich werde den Trainer sicher nie infrage stellen, egal was er macht. Es ist seine Entscheidung und ich respektiere sie voll", sagte Beckham, der noch einen Vertrag bis 30. Juni 2003 in Old Trafford besitzt. (red)

(DER STANDARD, PRINTAUSGABE 5./6.1. 2002)