Deutschland
Warum Merkel gegen Schröder ran soll
Merkel-Fans meinen, die CDU-Chefin könne "weit über unsere Stammwählerschaft hinaus Menschen anziehen"
Hannover - In der deutschen Diskussion über den
Kanzlerkandidaten der Unionsparteien CDU und CSU haben sich am
Freitag Anhänger von CDU-Chefin Angela Merkel zu Wort gemeldet. Der
niedersächsische Bundestagsabgeordnete Hermann Kues plädierte im
Gespräch mit der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Freitagausgabe)
klar für die Aufstellung der Parteivorsitzenden als Herausforderin
von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD). Im selben Sinne äußerte
sich die Sprecherin der sogenannten Jungen Gruppe in der
CDU/CSU-Fraktion, Ulla Heinen, in der "Kölnischen/Bonner Rundschau". Kues sagte in dem Zeitungsinterview: "Merkel kann weit über unsere
Stammwählerschaft hinaus Menschen anziehen." Ihre Kandidatur wäre
nach Auffassung des aus dem Emsland stammenden CDU-Abgeordneten "eine
Herausforderung an jede Wählerin, die bisher andere Parteien gewählt
hat oder gar nicht zur Wahl gegangen ist".
Außerdem würde ein Antreten Merkels die Aussichten der Union in
Nord- und in Ostdeutschland verbessern, fügte Kues hinzu. Ohne
Zugewinn in diesen Regionen aber sei aber bei aller Stärke im Süden
ein Bundestagswahlsieg der Union nicht denkbar. Kues sagte, er könne
nicht verstehen, "dass manche so tun, als sei die Sache zu Gunsten
Edmund Stoibers entscheiden".
Die Stimme der Frau
Ähnlich argumentierte die nordrhein-westfälische
CDU-Bundestagsabgeordnete Heinen. Sie erinnerte daran, dass die
Unionsparteien 1998 das schlechteste Wahlergebnis seit 1949 hinnehmen
mussten. "Wir brauchen diesmal vor allem bei den Gruppen mehr
Zustimmung, die wir beim letzten Mal weitgehend verloren haben:
beispielsweise bei den Frauen", sagte die Sprecherin der jungen
CDU-Parlamentarier. Deshalb sei sie überzeugt, dass Merkel die
richtige Kandidatrin sei, sagte Heinen.
Der Wahlkampf sei nur erfolgreich zu führen, wenn die Union eine
"konsequente Politik der Mitte" verfolge. Diesen Kurs hält Heinen
aber mit dem CSU-Vorsitzenden Stoiber als Kanzlerkandidaten nicht für
vermittelbar. Der bayerische Ministerpräsident stehe für wichtige und
richtige Themen wie die innere Sicherheit, aber er hätte es ungleich
schwerer, Wähler der Mitte, zum Beispiel junge Frauen, für sein
Politikkonzept zu gewinnen, argumentierte sie weiter.
Heinen wandte sich zugleich gegen eine Entscheidung der
Bundestagsfraktion über den Kanzlerkandidaten. Wenn Merkel und
Stoiber sich nicht auf einen gemeinsamen Vorschlag verständigen
könnten, wäre es der fairste Weg, wenn sich die beiden
Parteipräsidien von CDU und CSU zusammensetzten und entschieden,
sagte sie. (APA/AP)