Marburg – Österreichs Ski-Damen sind mit einem Jahrzehnte-Debakel ins Jahr 2002 gestartet. Wenige Tage nach der Enttäuschung von Lienz wurde Sölden-Siegerin Michaela Dorfmeister am Freitag im Riesentorlauf von Marburg mit 3,13 Sekunden Rückstand auf die überlegen Siegerin Sonja Nef nur 23., Renate Götschl war auf Platz 17. die "Beste" des ÖSV-Teams, das auf allen Linien enttäuschte. Die Sensation des Rennens war die 17-jährige Slowenin Tina Maze, die sich auf ihrem Heimberg nur Weltmeisterin Nef geschlagen geben musste.

Lichtblick Hosp

Das ernüchternde Ergebnis zeichnete sich schon nach dem ersten Durchgang ab. Auf dem Kurs von ÖSV-Trainer Bernd Zobel war Dorfmeister als Elfte die Beste, doch selbst der angekündigte totale Angriff im Finale fand nicht statt. Zwar kamen alle sieben qualifizierten Läuferinnen ins Ziel, keine konnte sich aber auch nur ansatzweise verbessern. Am Ende stand das schlechteste Riesentorlauf-Ergebnis seit einer kleinen Ewigkeit fest, selbst der letzte RTL ohne eine Österreicherin unter den Top-Ten liegt mit dem Finale in Bormio 1995 schon fast sechs Jahre zurück. Einzig die junge Nicole Hosp konnte mit ihrer Leistung zufrieden sein. Die 18-Jährige hatte sich trotz einer Gipshand und Startnummer 61 für das Finale qualifiziert und machte als 29. erstmals Weltcup-Punkte.

Ratlosigkeit macht sich breit

Kein Wunder also, dass fünf Wochen vor Ratlosigkeit der beherrschende Gemütszustand war. Waren beim ohnehin schon sehr bescheidenen Ergebnis des Silvesterrennens in Lienz mit Tanja Schneider und Eveline Rohregger wenigstens noch zwei in die ersten zehn gekommen, hat das Sondertraining in Obdach den Knopf nicht zum Aufgehen gebracht. "Ich bin vom Ergebnis her wirklich sehr enttäuscht, einige sind wirklich schlecht gefahren", sagte Zobel. "Die Verkrampfung wird in so einem Moment immer größer."

Dorfmeister "derfahrt" es nicht

"Die Dichte ist so eng, dass du entweder ganz vorne oder ganz hinten bist. Ich muss wirklich überlegen, ob ich den Slalom nicht bleiben lasse weil es für mich wichtiger ist, im Riesentorlauf wieder an die Spitze zu kommen", dachte Dorfmeister laut nach. Zumindest in Marburg durfte sie noch am zufriedensten sein. "Weil ich sehe, dass ich gutes Material habe. Ich derfahrs halt im Moment noch nicht."

Pum beruhigt

Alpinchef Hans Pum versuchte ein wenig zu beruhigen. Ihm ist klar, dass derzeit mangels einer konstanten Spitzenläuferin derzeit der Wurm drin ist. "Alle wollen und zeigen Einsatz, aber wenn das Selbstvertrauen nicht da ist, ist es schwierig, ohne Verkrampfung runter zu fahren. Was fehlt, ist ein einziges gutes Ergebnis." Zobel hofft jetzt auf die Heimrennen in Saalbach. "Erfolge in den schnellen Disziplinen können beim Vergessen helfen."(APA)